Schmetterlinge im Bauch

„Hast du Mark heute schon gesehen?“ fragte Destina ihre beste Freundin Jennie aufgeregt, was sie nur mit einem Nicken quittierte. „Wirklich? Hast du ihn schon gefragt?“ fragte die Braunhaarige weiter aufgeregt worauf Jennie nur frustriert den Kopf schüttelte, weswegen ihre schwarzen Haare in ihr blasses Gesicht fielen. „Warum nicht? Du bist doch sonst so selbstbewusst“. „Sonst, aber doch nicht wenn es um Mark geht“ antwortete sie mit einem frustrierten Unterton und warf ihre Haare wieder nach hinten.

Mark aus der Klasse über Jennie und Destina, er war einfach perfekt in Jennies braunen Augen und deswegen wollte diese ihn eigentlich auch fragen ob er mit ihr zu Destinas Party gehen würde, doch Jennie war in Marks Nähe immer ein stotterndes Chaos und brachte kein normales Wort raus.

„So lieb ich dich auch hab Jennie, du benimmst dich wie eine 6-Jährige bei ihrer Schuleinführung und so wird das mit Mark nie was, verstanden?“ während des Vortrags hatte Destina ihre Hände auf die Schultern ihrer Freundin gelegt damit diese nicht auf die Idee kam sich abzuwenden oder irgend sowas. „Du sagst mir immer das Gleiche. Wir sollten jetzt auch mal langsam in unsere Klasse gehen“ Dieses Mal war es Destina die frustriert war. Jennie wusste dass sie sich nicht wie eine 15- Jährige benahm, aber trotzdem hatte sie keinen Plan wie sie auf Mark zu gehen sollte. Sie war halt noch nie verknallt gewesen. Doch zum Glück gab es Menschen wie Destina, die Ahnung hatte wie man mit Jungs umging. „Ich geh in der Pause zu ihm, okay?“ Überrascht sah die beste Freundin auf die Kleinere neben sich, aber antwortete nicht sondern lief weiter bis sie beide in der Klasse angekommen waren.

Lucas und Ben standen an der Tafel und kritzelten irgendwas oder schrieben blöde Sprüche über die Klassenzicken Marie, Nina und Selina. Felix, Andre und Kathi beobachteten wie immer alles und lachten hin und wieder über die Kritzeleien. Die beiden Mädchen die eben erst reingekommen waren stellten ihre Taschen auf ihrem Platz ab und packten ordentlich ihre Musiksachen aus. Doch die Halb-Albanerin konnte es sich nicht verkneifen über den Crush ihrer besten Freundin zu reden: „Denk dran, diese Pause. und diesmal keine Ausreden!“ „Kannst du mal aufhören? Wenn Marie oder so davon was hören, kann ich gleich die Schule wechseln!“ zickte die Schwarzhaarige und warf einen warnenden Blick zu Destina, diese lachte aber nur über das Verhalten ihrer besten Freundin. Nach zwölf Jahren Freundschaft waren solche Momente schon normal geworden und sich wirklich streiten taten die beiden Mädchen auch nicht mehr. Sie waren einfach ein Dream-Team. Frau Kaiser kam in den Klassenraum, welcher mit vielen Postern und Plakaten von irgendwelchen Vorträgen geschmückt war, und an dem Gesichtsausdruck der älteren Musiklehrerin war schon zu erkennen dass ihre Laune im Keller war. „Oh oh“ flüsterte Jennie ihrer Sitznachbarin zu, welche nur kurz nickte und die Augen rollte. Musik war so uninteressant, vor allem bei Frau Kaiser. Für die ältere Dame gab es anscheinend nur Bach und die ganzen anderen Komponisten, welche sie letztes Jahr schon durchgenommen hatten. Nie redeten sie über Musik die die Jugendlichen von heute mochte. ,Ob sie das machte um uns zu ärgern?´ fragte sich Jennie in Gedanken.

Wie erwartet war die Musikstunde die reine Hölle und gerade deswegen freuten sich die besten Freundinnen über die zwanzigminütige Hof Pause. Und wie jede Pause setzten sich die Achtklässlerinnen auf die alten Holzbänke hinten auf dem Schulhof zu den Mädchen aus der 10.Klasse. Doch so ruhig und entspannend wie erhofft war die Pause für Jennie nicht, denn plötzlich viel Destina wieder ein was sie eigentlich diese Pause geplant hatten: „Jennie! Du hast noch eine gewisse Frage an einen gewissen süßen Typen“ Während die Albanerin das sagte, wackelte sie mit den fein gezupften Augenbrauen. „Ich weiß doch, aber er wird mich doch eh abblitzen lassen“ „Beweg deinen Hintern und frag ihn! Du bist hübsch, intelligent und meine beste Freundin. Der Typ muss dich einfach lieben, okay?“ Ein kurzes Nicken, was nun um einiges selbstbewusster wirkte als eben, und die Verliebte war aufgestanden. Mark stand mit seinem besten Freund Robin nur ungefähr zehn Meter weiter weg an den Tischtennisplatten, welche von den Jungen der 5.Klasse besetzt wurden, und genau dahin ging sie mit einem zarten Lächeln auf den Lippen und ihre Hände in die Hosentaschen gesteckt. Der Weg war eigentlich in weniger als einer Minute zu schaffen, doch für Jennie fühlte es sich an als ob es alles in Zeitlupe wäre. Und dann hatte sie es irgendwie geschafft hinter ihm zu stehen und ihn anzutippen. Leicht verwundert hatte sich der blonde Junge umgedreht und sah zu seiner Bekannten. Seine braunen Augen strahlten irgendwas Glückliches aus und Jennie hatte dies bemerkt. Sein Kumpel stand wie das dritte Rad am Wagen da und wusste nicht wie r reagieren sollte. „oh hey Jennie. Was geht ab?“ Er war so selbstsicher wie immer, doch innerlich freute er sich wie ein kleiner Junge an Weihnachten der ein neues Auto bekam. Ja, auch Mark war in die hübsche Schwarzhaarige verknallt und nur sein bester Freund wusste davon.

„Nicht viel. Schule ist immer noch nicht mein Lieblingsort, aber bin ja trotzdem hier“ lachte sie leicht, was er unglaublich niedlich fand. „Aber ich wollte d-dich noch etwas f-fragen“ Und da war sie wieder: Diese Unsicherheit in Jennie und diese ließ sie stottern. Mark blickte sie auffordernd an, was sie noch ein Stückchen mehr verunsicherte, jedoch schaffte das Mädchen es irgendwie weiter zu reden mit einer starken und nicht so verunsicherten Stimme: „Am Samstag hat Destina sturmfrei und will eine Party schmeißen. Und ich wollte fragen ob du vielleicht mit mir hingehen würdest, Mark.“ „E-echt? Klar geh ich mit dir hin.“ nun war es Mark der stotterte, aber Jennie bekam es gar nicht mit. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt nicht gleich schreiend über den Schulhof zu rennen und Destina in die Arme zu springen und ihr zu mindestens fünfzig Mal zu sagen wie glücklich sie in diesem Moment war. „Danke Mark. Wo treffen wir uns Samstag dann?“ Man hörte wahrscheinlich ihre Freude in ihrer Stimme, doch es war ihr gerade egal. „Ich hol dich bei dir zu Hause ab. Nicht dass dir noch was passiert so süß wie du bist“ Und während dieser Aussage hatte er ihr zu gezwinkert, weswegen Jennies Wangen nun ein leichter Rotschimmer überzog. Ein schnelles, extrem leises Okay von ihr und schon hatte sie sich umgedreht und lief zurück zu ihrer besten Freundin die noch immer auf dem Stammplatz saß und mit sich mit einem anderen Mädchen unterhielt. „Destina! Ich hab’s geschafft!“ mit einem riesigem Grinsen im Gesicht hüpfte die 14-Jährige vor ihrer Freundin rum und erzählte dieser alles haargenau. Und wie es sich für eine beste Freundin gehört, feiert man dieses Erfolgserlebnis natürlich mit: „Jetzt müssen wir nur noch bis Samstag warten“

Jennie hatte fast gar nicht geschlafen in der Nacht von Freitag auf Samstag, aber trotzdem merkte sie keine Anzeichen von Müdigkeit, sondern nur die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Sie hatte jede mögliche Situation überdacht und hatte gefühlt tausend Outfits ausprobiert, doch am Ende war das erste doch das Beste. Eine etwas zerrissene Jeans, ein hübsches T-Shirt von ihrer Lieblingsband und einfach Adidas Sneakers. Und kaum hatte sie sich versehen, war es schon 18:00 Uhr und es klingelte kurz an der Haustür. Aufregung und Freude stiegen wieder in ihr auf und alle Sorgen waren wie weggeblasen.

„Du siehst super aus, Jennie!“ dieses Lächeln machte einfach schwach. Für Jennie waren diese fünf Wörter mehr als nur bestätigend. Dieser Abend konnte ja nur gut werden und so gingen sie los zu Destina die nur zehn Minuten weg wohnte. Doch nach zwei Minuten der Stille hatte Mark angefangen zu reden: „Weißt du Jennie, da gibt es so ein Mädchen und ich mag sie ziemlich…“ etwas geschockt über diese Aussage sah das Mädchen zu dem Jungen, doch sagte nichts dazu. „Sie ist nicht so wie die anderen. Nein, sie ist cool. Ich meine sie kann zocken und man kann echt über alles mit ihr reden…“ Die Angst nicht dieses Mädchen zu sein stieg in ihr und ihre Augen wurden feucht, doch sie weinte nicht.

„Und dieses Mädchen bist du…“ und damit blieb er stehen, mitten auf dem Gehweg, und zog Jennie in seine Arme: „Ich mag dich sehr, Jennie“

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