Ein Schneeflöckchen vom Himmel schwebt. Der Wind es auf und nieder hebt.
So tanzt es lustig hin und her, und schwenkt sein Röckchen immer mehr.
Es blitzt und blinkt im Sonnenstrahl, und fühlt sich wie auf einem Ball,
wo es sich anschließt all den Andern, um fröhlich auf die Erd zu wandern.
Dann landet es auf einem Blatt. Das ist ganz dürr, vor Kälte matt.
Es hält sich fest, bleibt ruhig liegen, und läßt sich schön im Winde wiegen.
Doch weil es weiter Flocken schneit, hat bald das Blatt ein weißes Kleid,
denn Schneeflockenschwestern sitzen dicht und bilden eine dicke Schicht.
„Ach, ihr wärmt mich aber schön, die Decke ist so angenehm!“
Hört das Schneeflöckchen leis‘ raunen, denn der Schnee wärmt so wie Daunen.
Es lugt vom Blatt hin zu den Zweigen, die sich von der Schneelast neigen.
Sieht das Geäst, den Stamm vom Baum, eingehüllt in weißem Flaum.
Mehr will es sehn, das kleine Flöckchen, und zerrt so sehr an seinem Röckchen,
dass es kopfüber runter fällt und sich die kleine Nase prellt.
Das Bäumchen aber spricht und lacht: „Hast einen Purzelbaum gemacht!
Liegst nun auf meinen kalten Wurzeln, da kannst du nicht mehr runterpurzeln!“
„Komm her und wärme meinen Stamm, der ist so eisekalt und klamm.
Die Schneeschicht ist noch viel zu dünn, zu wenig Flocken kommen hin.
Deckt mich der Winter richtig zu, dann kann ich gut schlafen, hab‘ ich Ruh.
Ich sammle Kraft und Energie, um neu zu grünen wie noch nie!“
So sprach der Baum. Das Flöckchen winkt! Viel mehr Schnee noch heruntersinkt.
So ist das Bäumchen gut geschützt, kein Frost mehr in den Wurzeln fitzt!
Das Schneeflöckchen aber ist sehr stolz, denn ganz viel Schnee bedeckt das Holz,
und erst im Frühling, wenn es taut, werden die Tropfen gut verdaut.
Das Wasser wird das Bäumchen tränken, ihm neue Lebenskräfte schenken.
Dann kann es blühen, Früchte tragen, wird prächtig sein an vielen Tagen.
Das Schneeflöckchen aber, so winzig klein, wird immer wieder nützlich sein.
Es wird gebraucht zu seiner Zeit, im Winter, wenn es wieder schneit!
Hannelore Saalfeld