Die alte Ruhla-Armbanduhr

Lange Zeit dem Vergessen anheim gegeben,
nur durch den Zufall einer Suche,
aus den Tiefen der Schublade,
mit einem „Ach!“ voller Freude,
wieder in das Licht der Erinnerung gehoben,
halte ich nun ein Stück Kindheit in den Händen.
Einer Reliquie gleichkommend,
beschenke ich das Kleinod mit Andacht.

Die Feder, über Jahre nur von der Unruhe gebremst,
ließ die Zeiger, mit ihrer letzten Kraft,
in den Stunden meiner Jugend ermüden.
Und ich sehe den ungeduldigen Jungen,
der in Amplituden den Weg der Zeiger prüft.
Ich höre seinen Seufzer der Enttäuschung,
weil das schulbankerlösende Läuten noch so fern.

Und ich entsinne mich des wehmütigen Fluches,
weil die beim Spielen zu weit vorgerückten Zeiger,
die vom Vater angemahnte Stunde längst überschritten.
Wohl auch aus Furcht, dass mein junges Ich entweicht,
aus den Zähnen der lange stillstehenden Rädchen,
wage ich es nicht die Feder wieder zu spannen.
Dankbar lege ich die Bewahrerin wieder zurück,
weil sie mich ein wenig durch die Zeit wandeln ließ.

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