Sachen gibt’s, die gibt’s gar nich – un doch

Es begab sich im August 2001 besser gesagt am 18ten abends so bei sechsen.

Wir hatten da auf der Alm einen, nejer sagen me ma mittelmäßigen Geschäftsgang und der Abend dämmerte so allmählich über dn Wald, ein paar Gäste hatten noch ihren Spaß.

Da geht de Tür auf un es kommt en Bekannter von mir mit seiner Frau und unschwer zu erkennen wohl Schwiegersohn, Tochter und zwei kleine Qixer (Kinderchen).

Hallo Langer – lange nich gesehn, wir wollten mal bei Euch Abendbrot machen un außerdem wollt ich meinem Schwiegersohn ma deine Alm zeigen. Ja grüßt Euch und das übliche Prozetere – der Schwiegersohn schien sehr interessiert und grüßte mit Grüß Gott. Am Slang unschwer e Bayer oder so. Nun dies und jenes, wir kannten uns aus jagdlichem Miteinander, Bestellung und so fort. Der Schwiegersohn war in gediegener Tracht, sein Weibel au un de Keng au eaweng so. Auf einma musste er mal zur Toilette worauf die Gunst nutzte und meinen Freund nach der Herkunft des jungen Mannes fragte.

Ja sagte der, iss en Bayer aus eso en ganz kleinen Nest in der Nähe vom Chiemsee. So sag ich, in der Nähe vom Chiemsee – von wo en nun da. Aoch, bloß en kleines Dörfchen bei Aschau. Oh, denk ich, Dörfchen bei Aschau – wie heißtn das Nest?

Sachrang sagt der, ich sag, was Sachehang, da wo der Müllner Peter her stammt?

Mein Freund wußt erseht ma nüscht mit dem Kerln anzufangen.

Indes kam der Schwiegersohn vom Abtritt – sichtlich gelöst, hockt sich hin un ich gleich dran. Du, sag ich biste Bayer – er, ja – ich, von Sachrang, er – ja was weistn Du.

Ja, sag ich, ich hab da en Buch über den Müllner Peter un en Film dazu hab ich me au angeguckt. Also, sagt er – was weistn Du da – mit dem Film das weis ich au aber e Buch gibt’s da nich, das müßt ich wissen. Ich rum, das Buch geholt da hat den fast der Schlag gerührt. Dös gibt’s ja net, dös woaß i nit eamal. In dem Haus, im Müllner sein Bett bin ich geboren das Grundstück gehört ja meiner Familie.

Nun muß man verstehen, Müllner Peter war ein ganz besonderer Mensch dort.

Er war Doktor, er war Komponist, er war der Pflanzenwelt und derer Nutzung mächtig, war Müller, Musikant und vielfältiger Gelehrter um 1800 herum, eventuell vergleichbar mit unserem Siewicher Johannes Dicel. Nur haben die Bayern besser aufgepasst und ihre Geschicht tiefgründig in die Neuzeit getragen.

Also, nun wars passiert, das Unglaubliche.

Die kommen auf de Alm zu Besuch un ich kenn en Gutteil der Geschichte vom Schwiegersohn.

S kommt noch besser.

Der, das Buch her un nein geguckt und entdeckt tatsächlich das Bett in dem er geboren wurde, völlig aufgelöst sagt er noch – un dao haot no ea oida Bauernschrank gestandn, dao woarn meine Windln drinnen worauf ich sag: Schau auf die Rückseite, da iss au der Schrank.

Ich hab gedacht, der Mann kriegten Feitstanz, völlig aufgelöst, überfordert aus der Situation den Tränen nahe.

Was soll ich sagen: Volksmusik hat er auch noch gemacht, das war wie der A… aufm Eimer, wir sind uns heut noch gut und besuchen uns ab und an.

Iss das nich der Hammer?

Das war „Wiedervereinigung“ von Feinsten.

Euer Geißalmwirt

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