Förderpreis des Bürgermeisters von Ruhla

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Bruno lernt fliegen

Bruno war gerade in die erste Klasse gekommen. Er war schon total aufgeregt, denn heute war seine erste Sportstunde. Er liebte Sport über alles – für ihn stand fest, das wird sein Lieblingsfach.

Die Sportstunde begann. Seine Sportlehrerin ließ sie alle auf eine Bank setzen. Nun stellten sie sich vor, den Namen, wo sie wohnen und welchen Sport sie am liebsten machen. Es war gar nicht so leicht abzuwarten bis man dran war. Denn die Wörter wollten immer ganz schnell aus Bruno raus. Endlich war er dran. So erzählte er, dass er seit drei Jahren Ski Alpin fährt und schon an vielen Wettkämpfen teilgenommen hat. Aber eigentlich möchte er, so wie die Großen im Verein, mal von der Schanze springen. Das wäre soooooo cool.

Als er 5 Jahre alt war, war es endlich so weit. Er, Bruno, durfte endlich mal springen. Es war einfach cool. Im Bauch hat es mächtig gekribbelt und er war nervös. Viele Fragen schossen ihm durch den Kopf. Würde er den Schanzentisch treffen? Was ist, wenn er stürzt? Steht er den Sprung? Jetzt war es soweit. Bruno schnallte die Sprungskier an. Schob seine Sprungbrille ins Gesicht. Vorsichtig schob er sich auf den Balken. Nun saß er da, voller Vorfreude. Er bekam vom Trainer noch ein paar Anweisungen. Jetzt konnte er starten. Vor lauter Anspannung rutschte Bruno auf dem Balken hin und her. Jetzt bekam er freie Bahn. Bruno rückte sich zurecht. Beugte sich nach vorne, ging noch mal durch was der Trainer zu ihm gesagt hatte und … ließ los. Schnell waren die Skier in den Spuren. Da kam der Schanzentisch und … er sprang mit voller Kraft ab. Leider zu spät. Schon war er sicher gelandet und stand den Sprung. Das Ausfahren hatte er oft geübt. Es war sein allererster Sprung. Das war cool. Er schnallt die Skier ab und rannte die Treppen hoch. Es war ein cooles Gefühl gewesen. Er wollte noch mal Springen und wollte auch nicht wieder aufhören. Seine Mama und sein Trainer lobten ihn für den tollen Sprung. Er durfte noch drei Mal Springen. Die Zeit ging viel zu schnell rum. Es sollte vorerst dabei bleiben. Deswegen wurde er traurig.

Jedes Kind erzählte und da war die erste Stunde vorbei. Nach einiger Zeit kam seine Sportlehrerin auf ihn zu und fragte ihn, ob er denn immer noch Springen möchte. Mit leuchtenden Augen schaute er sie an – Jaaa! Das wäre echt toll. Kurz darauf wurde Bruno von seiner Mama abgeholt. Da kam die Sportlehrerin auf sie zu und erzählte ihr von den Gesprächen mit Bruno. Bruno war nervös, weil er nicht wusste, wie seine Mama darauf reagieren würde. Nun stellt die Lehrerin die Frage, auf die er die ganze Zeit gewartet hatte. Mama gab ihre Handynummer an die Lehrerin weiter. Diese wollte sich mit dem Sprungtrainer unterhalten. Sie hielt ihr Wort und hatte sich mit dem Trainer unterhalten. Im nächsten Sportunterricht war er da und schaute Bruno zu.

Am nächsten Tag rief er Brunos Mama an. „Ich war bei Bruno im Sportunterricht und möchte ihn gern trainieren.“ Brunos Mama war total erstaunt.

„Können Sie heute um 16:00 zur Schanzenbaute „Alte Ruhl“ kommen?“

„Leider nein.“ Denn sie hatten schon etwas vor. „Und am Donnerstag zur gleichen Uhrzeit?“ „Ja, das geht.“ „Bitte mit Langlaufsachen.“ Bruno konnte es kaum fassen, er durfte zum Schnuppertraining. Aber er war enttäuscht, denn er dachte, dass sie Springen. Die 2 Tage zogen sich und wollten nicht vergehen. Endlich war es so weit. Er durfte mitmachen. Schnell machte er die Hausaufgaben und zog sich um. Dann ging es los. Er quasselte die ganze Fahrt auf seine Mama ein. Sie machten einen Deal. Wenn es ihm gefällt, darf er weiter machen. Aber da es mitten in der Alpinsaison war, wurde diese wenigstens noch beendet. Damit war Bruno einverstanden. Glücklich sprang er aus dem Auto. Der Trainer erwartete sie bereits. Er hatte schon Schuhe, Skier und Stöcke dabei. Nun ging es los. Es war ein ganz anderes Gefühl als beim Alpine. Die Skier waren dünn und hatten keine Eisenkanten. Nach kurzer Zeit hatte er den Dreh raus und lief als ob er noch nie was anderes gemacht hätte. Der Trainer war sichtlich erfreut, und fragte ob er nächste Woche wiederkommen wolle. Da wäre auch Sprungtraining. Voller Begeisterung stimmte er zu. So wurde nach einem Sprunganzug und Schuhen gesucht. Alles war perfekt. Mit voller Ausrüstung traten sie den Heimweg an.

Zuhause angekommen erzählte er seinem Papa was er alles erlebt hatte. Sein Papa war überrascht von den vielen Sachen. Am Abend wäre Bruno am liebsten mit Skiern ins Bett gehen.

Nun stand er im Auslauf, im Sprunganzug, Schuhen und Helm. Bereit zur ersten Abfahrt. Wieder fühlten sich die Skier anders an. Sie waren breiter und länger. Ihm wurde erklärt worauf er achten soll – Po oben halten und Arme gestreckt lassen. Sein Herz klopfte. Nun ließ der Trainer in los und er rutschte hinunter. Er überlegte: Wie war das? Bei den Tannenzweigen, Po runter und ausfahren. So tat er es und kam zum Stehen. Das war toll. Bruno beeilte sich nach oben zu kommen. Das machte Spaß. Danach stand für ihn fest: er möchte die Sportart wechseln.

Die Zeit verging, er trainierte fleißig. Es klappte von Mal zu Mal besser. Der Winter verging, das bedeutete für Bruno, bald durfte er das erste Mal springen.

Nun war es so weit. Diesmal mit Sprungskiern an den Füßen. Bruno krabbelte auf den Balken. Zog die Brille ins Gesicht und lauschte den Ansagen von seinem Trainer.

Eric Langert

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Max – Das Rätsel einer Zeit

Stille, ewige Stille füllte den leeren Raum mit Erinnerungen. Bei dem Gedanken daran, fühlte es sich so an, als würde meine Seele gefrieren und in dem Moment wusste ich: Ich hätte mir niemals einbilden sollen, das Rätsel lösen zu können.

Aber angefangen hatte alles, als ich vor ein paar Tagen in der Nacht ein Geräusch hörte, das wie ein leises Ticken einer großen, alten Uhr klang. Doch ich war so sehr im Schlaf versunken, dass ich nicht wusste, ob es echt oder nur eingebildet in dem Geflüster meiner Gedanken zu hören war. Ich versuchte zwar, mich darauf zu konzentrieren, aber das stumpfe Ticken war nicht mehr zu hören. Die scheinbar endlos mitreißende Stille zog sich wieder durch den ganzen Raum, nahm mich ein und wog mich wieder sanft in den Schlaf.

… Ich lief den Weg weiter entlang ins Dorf, über die schmale, mit Kopfsteinpflaster gebaute Brücke und wollte gerade in die nächste Gasse einbiegen, als ich auf einmal eine große, unheimliche Gestalt in schwarzem Mantel sah, die geradewegs durch die Gasse rannte. Plötzlich machte sie halt und drehte sich verängstigt nach mir um, als hätte sie gewusst, dass sie beobachtet wurde. Schnell versteckte ich mich hinter der alten Brücke und fuhr in mir zusammen. Mein Puls raste so schnell wie noch nie und das Herz pochte so heftig als wollte es herausspringen.

Nachdem die Gestalt nicht mehr zu sehen war, atmete ich tief durch und guckte vorsichtig über die Brücke hinweg. Dabei entdeckte ich etwas Interessantes, was die Person dem Anschein nach verloren hatte. Es war ein zerknitterter mit der Aufschrift „Max“ versehener Zettel, auf dessen Rückseite dem Jahr 2018 handgeschrieben in altdeutscher Schrift stand…

Ich öffnete langsam blinzelnd die Augen. Erschrocken und zugleich auch erleichtert stellte ich fest, dass es nur ein Traum war. Das dachte ich zumindest. Denn auf einmal bemerkte ich etwas ziemlich Hartes, was furchtbar nach Erde roch. Ich nahm es in die Hand und stellte verwirrt und voller Erstaunen fest, dass es der mysteriöse Zettel aus meinem vermeintlichen Traum war. Kurz darauf kroch mir der eigenartige, feuchte und zugleich trockene Geruch in die Nase, während ich begann, das Blatt vorsichtig aufzufalten. Und ich entdeckte tatsächlich den mit dunkler Tinte geschriebenen Namen und das über 100 Jahre alte Datum. Jedoch war dies nicht das Einzige, was ich zu sehen vermochte. Fast unscheinbar, sich am Rande des Blattes verbergend erkannte ich eine kleine, gar unlesbare Schrift, mit der ich auf den ersten Blick nichts anfangen konnte. Doch plötzlich, dank eines sanften Lichtstrahls, der von der Sonne durch das schmale Fenster des Zimmers zart auf mich herabzusinken schien, spiegelte sich der unbekannte Schriftzug erst spärlich und dann immer deutlicher zu erkennen auf dem von Glas bedecktem Ziffernblatt meiner dunkelblauen Uhr. Ohne nun den Lichtschein zu verlieren, blickte ich immer näherkommend auf das Glas meiner Uhr und betrachtete die kurz hinterlassene Nachricht: Es ist deines Schicksals Weg.    

In diesem Moment wurde mir klar: Ich muss tatsächlich zur Brücke!

Draußen war es für einen Spätsommertag kalt und windig. Dichter Nebel legte sich über die Straßen und den Ort. Die Sonne kam kaum aus den Wolken heraus und war nur schwer zu erkennen. Doch das stürmische Wetter hielt mich nicht auf. Nichts konnte mich nun noch von meinem Weg abbringen. Eine Antwort suchend blickte ich auf zum wolkenbedeckten Himmel. Jedoch empfing ich weder die erhoffte Antwort noch einen Einfall, der mir die Augen öffnen und helfen konnte.

Plötzlich sah ich einen aus dem Nichts erschienenen alten Mann, den ich noch nie zuvor im Ort gesehen hatte.

Es schien, als wäre er schon fast 100 Jahre alt. Jedoch nicht wegen der Haut oder seines Ganges, obwohl er einen großen Regenschirm als Gehstock nutzte, der ihn bei seiner Art zu laufen, zu unterstützen schien, sondern wegen seiner Kleidung und seines Stils. Er trug eine Art Sakkoanzug, wie ich ihn oft schon in Schwarzweißfilmen gesehen hatte, eine weite, geradegeschnittene braune Hose und schwarze, glänzende Schuhe. Zudem bedeckte ein dunkler Homburg Hut die schwarzen Haare des Mannes und warf einen Schatten auf seine hellen Augen. Je näher er kam, desto mehr erkannte ich sein Gesicht, obwohl ich ihn nie wahrhaftig gesehen hatte. Seine Augen schienen immer heller zu werden, obwohl sie ihre Farbe nicht änderten und der Mann blickte nun vorsichtig, aber unheimlich ausdrucksstark vom Boden auf, als trüge er eine einzigartige Gabe in sich.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und mein Körper zuckte kurz zusammen, nachdem der Unbekannte sich durch den dichten Nebel zu erkennen gab. Der Alte sah mich genau untersuchend an. Auch ich konnte einer genaueren Betrachtung nicht widerstehen und riskierte es, ihm eines Blickes zu würdigen.

Seine grünen, aber gleichzeitig auch hellblauen Augen waren voller Hoffnung auf Glück und trugen förmlich die unendliche Wissbegierde in sich, wie ich sie noch nie zuvor in meinen Leben gesehen hatte.

Seine markante Narbe am schmalen, spitzen Kinn war dieselbe wie ich sie schon gefühlt mein ganzes Leben lang hatte. Nur seine Haare waren anders, so schwarz wie der Tod und das Unglück.

Endlich begann sich mir in Gedanken eine Tür zu öffnen, deren Eintritt ich keinesfalls verwehren wollte, denn hinter ihr schien es, als gäbe es auf jede Frage eine Antwort, in der sich jedes Puzzleteil zu einem Bild zusammenfügte, und jeder Weg zu einem Ziel führte, das ich nun vor Augen hatte.

Doch, was ich vor allem an dem rätselhaften Mann besonders fand, war, dass er mir alles nahezu Unerklärliche erzählte, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen.

Ich konnte seinem tiefen Blick, der wie ein offenes Fenster seiner Gedanken war, lange nicht entweichen. Doch während er an mir vorbeilief und meine Jacke mit dem großen Holzgriff des Regenschirms streifte, drehte ich mich zitternd um und rief mit weinerlicher Stimme innerlich zusammenbrechend: „Max!“

Der Alte blieb versteinert wie im Boden verankert stehen und stützte sich mit seinem scheinbar verletzten Arm auf den großen, grauen Regenschirm. Offensichtlich hatte er mich wirklich gehört. Jedoch machte er keine Anstalten, sich mir auch verbal zu öffnen, sondern deutete stattdessen mit dem anderen Arm hoch zum Waldesrand, wo die alten, fast vergessenen Erlengräber lagen. Seinem Blick folgend sah ich den Berg hinauf und noch bevor ich ihm eines dankbaren Blickes würdigen konnte, war er genau so rätselhaft ins Nichts verschwunden, wie er auch erschienen war.

Ich blickte noch eine Weile auf die unscheinbar wirkende Stelle, an der sich bis eben noch einer der bedeutendsten Personen meiner Familie befand, rannte dann jedoch nach diesem Moment des Innehaltens mit voller Entschlossenheit, Max´ Nachricht zu entschlüsseln und damit vielleicht sogar ein geheimnisvolles Rätsel der Vergangenheit zu lösen, in die Richtung des alten Friedhofs.

Darüber nachdenkend, was er mir zu sagen versucht hatte, näherte ich mich nach Luft schnappend langsam dem längst vergessenen Friedhof der Kriegsgefallenen aus dem Ersten Weltkrieg, der später in Vergessenheit geriet und durch die umliegenden Erlen zuwuchs.

Der Wind pfiff in schrillen Tönen immer stärker werdend über die Wiesen und Felder, die ich bereits hinter mir gelassen hatte, und krümmte die uralten heruntergekommenen Bäume so, dass sie nur noch verelendet mit ihren fast ganz aus dem Boden herausgedrückten Wurzeln neben dem fruchtbaren Boden der grünen Wiese standen und mitleidig anzusehen waren.

Oben angekommen öffnete mir ein kalter Windstoß quietschend die Tür des halb zerfallenen Friedhofzauns.

Vorsichtig schritt ich durch den rostigen Eingang des Ortes hindurch. Furcht erfasste mich und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich die Anlage geradeausschauend betrat. Verborgen, versteckt in der hintersten Ecke der alten Begräbnisstätte, entdeckte ich ein riesiges Grabmal aus Naturstein, das mit einer Oberfläche ähnlich einer Patina überzogen war, und vor dem sich eine beängstigende Statue, die einer unheimlichen Mohnblume glich, befand. Doch meine Neugier packte mich und ich lief geradewegs zur grünlich wirkenden Mauer. Bedächtig ging ich den schmalen und steinigen Weg zur anderen Seite, die von einer Art Rondell etwas eingegrenzt und von den anderen Gräbern abgelegen war. Je mehr ich mich der abschreckenden Mauer näherte, umso mehr erkannte ich die in Stein gemeißelte Widmung auf dem breiten Mittelstück, auf dem am oberen Rande ein vergoldeter Lorbeerkranz zu sehen war.

Nun stand ich vor dem festen Stein und traute mich kaum, genau hinzusehen, denn plötzlich spürte ich eine heftige Böe, die mir fast den Boden unter meinen Füßen wegriss, und bemerkte, wie sich die Wolken am Himmel zuzogen und es um mich herum immer düsterer wurde. „Nein, ich drehe jetzt nicht um, jetzt, wo ich so nah daran bin, die Wahrheit herauszufinden.“, versuchte ich selbstbewusst in die Welt hinauszurufen und mich nicht von meiner Angst einnehmen zu lassen.

Ich trat mutig vor das Grabmal. Mein Blick fiel zuerst auf die mittig stehende Inschrift, die ich begann, laut vorzulesen:

Den tapferen Söhnen, die mit Heldentod für Volk und Vaterland im Kriege starben:
Wo ihr auch ruhet nach des Herren Rat,
auf künftiger Erde mit blutiger Saat,
nimmer vergangen im deutschen Land,
so setzt euch zur Ruh‘ in des Herren Hand.

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Ein schauerliches Gefühl umgab mich, Furcht ergriff meinen Geist. Mit einem Mal fühlte ich mich in den endlosen Weiten des nebligen Mischwaldes verloren. Mein Verstand betete mich an, diesen Ort zu verlassen und meine Beine verspürten den leichten Drang, mich an einen sicheren zu bringen. Aber irgendetwas in mir hielt mich dort und bewegte mich zu bleiben, wenigstens einen Moment.  

Näher herantretend berührte ich den mühsam gefertigten Lorbeerkranz des gewaltigen Mauersteins und fühlte, wie sich meine Finger in die tiefen Mulden und Einkerbungen legten, als ich ein auffällig weich klingendes Geräusch hörte. Vorsichtig trat ich einen Schritt zurück und vernahm das dumpfe Geräusch stärker. Ich wusste nicht, wo es herkam oder was es war. Doch noch bevor ich dies herausfinden konnte, war es auch schon verschwunden. Nun umgab mich nur noch die unheimliche Stille des auf einmal fast leeren Friedhofs. Allein ein leises Rauschen der Blätter war zu hören. Fragend drehte ich mich voller Furcht um, aber auch daraus gewann ich keine Erkenntnis.

Hoffnungslos und verwirrt schaute ich mich auf dem verwucherten Friedhof um. Mein Blick fiel auf die zwei Platten mit den Namen der Gefallenen, welche unscheinbar neben der großen aufgestellt worden waren. Interessiert betrachtete ich das Geschriebene und erfasste es mit Augen und Verstand.

„Walter Anders: 10.08. 1888 bis 15.09. 1915, Albert Fischer: 23.03. 1898 bis 02.10.1918 (vermisst), Karl und Erwin Schilling: 06.11.1894 bis 05.11. 1916“, ging ich langsam mit pochendem Herzen durch die Reihen.

Der Wind schien stärker zu werden, die mich umhüllende Stille wurde zur einer mächtigen Nebelgestalt, die mich immer mehr mit ihrem Sog erdrückte und die Luft drohte knapper zu werden. Doch ich blieb standhaft die nächsten Daten erblickend stehen und las weiter: „05.10.1881 bis 08.07.1917 Max He-“ Mein Atem stockte. Geschockt sah ich vom Stein auf und hielt die Luft an. Es fühlte sich so an, als umgäbe mich eine erstarrte Welt aus eisiger Kälte, die drohte, auch mich einzunehmen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Stand ich wirklich vor dem Grab meines Vorfahren, über den nie jemand ein Wort verloren hatte, obwohl man seine Existenz nicht leugnen konnte?  Nach einem kräftigen Atemzug besann ich mich wieder und betrachtete aufgewühlt das mühselig in Stein Gemeißelte. Ich begann meine Hände über das Ausgearbeitete zu streifen. Plötzlich blieb ich in der tiefen Mulde des X hängen, die möglicherweise wie der Hühnergott am Meer durch Verwitterung oder kräftige Winde entstanden war. Doch das erschien mir als irreführende Unwahrheit. Verblüfft berührte ich den Schriftzug noch einmal, fühlte die nach innen immer größer werdende Vertiefung und drückte vorsichtig dagegen. In diesem Augenblick blätterte ein Teil der Steinplatte der äußeren Seite ab und fiel zu Boden. Erschrocken zog ich meine zarten Finger aus der tiefen Kuhle und ließ meinen Blick zur rauen Außenseite der Tafel schweifen. Voller Erstaunen entdeckte ich dort eine kleine Öffnung an der unscheinbaren Flächen des mächtigen Steins. Augenblicklich zog mir ein etwas durch Herz, Mark und Bein. Ein angespanntes Gefühl strömte nun durch meine Adern und ich wusste nicht, ob ich in meiner Unruhe nun Freude oder Furchtsamkeit empfinden sollte. Doch die Neugier und unglaublich große Wissbegierde überkam mich schließlich, sodass ich nicht lange zögerte, den Inhalt des eigenartigen Lochs zu erfahren.

Achtsam griff ich in den dunkel wirkenden Spalt hinein. Plötzlich fühlte ich einen runden Gegenstand, etwa so groß wie meine Handfläche, der glatt, aber zugleich auch unglaublich rau war und zog ihn aus der Öffnung heraus.

Überrascht und ratlos starrte ich den entdeckten Gegenstand an. Es war eine alte, goldene Taschenuhr, wahrscheinlich eine Savonette, die die fein verzierte Gravur „M.H.“ trug. Ihr besonders aufwendig verziertes Aussehen ließ mein Herz förmlich höherschlagen.

Sie besaß eine Art Knopf an der Oberseite, womit man den verholzten Deckel des Zeitmessers öffnen konnte. Doch so oft ich es auch zu versuchen vermochte, die Uhr blieb so fest geschlossen, als wären Deckel und Ziffernblatt reglos miteinander verschmolzen. Daher drehte ich die Savonette konzentriert untersuchend um und betrachtete ihre schwere, deutlich massivere Rückseite. Erstaunt, als wäre ich aus allen Wolken gefallen, erblickte ich die braune Fläche und die sich darauf befindende Verschlüsselung. Darüber rätselnd, was eine solche Kombination aus vier Zahlen sein konnte, ließ ich meine Gedanken hoffnungsvoll ausschweifen und sah mich rätselnd um. Plötzlich sprangen mir die Namen der Kriegsopfer wieder ins Auge. Nach meinem Ururgroßvater suchend durchforstete ich mit meinen mittlerweile schwächer werdenden Augen hastig die Namen, bis ich den seinigen gefunden hatte. Mein Herz sagte mir, dass sich hier des Rätsels Lösung befinden musste. Nachdenklich betrachtete ich die Zeile nach Hinweisen suchend, aber weder der Tod noch die Geburt halfen mir weiter. Die Sache für aussichtslos haltend wendete ich den Blick von der Platte ab, als plötzlich die Worte einer mir unbekannten Stimme in meinem Geist erklangen: „Nicht immer können Dinge allein des Rätsels Lösung sein. Doch vereinst du sie in einem wird dies der Schlüssel zu deinem.“ „Max?“, fragte ich schreiend in den Abend hinein und drehte mich bestürzt nach allen Seiten um, doch es war niemand weder zu hören noch zu sehen. Dennoch dankend wandte ich mich wieder der Verschlüsselung zu, bis mir schließlich etwas in den Sinn kam, nachdem ich die Tage und Monate betrachtet hatte, deren Quersumme gemeinsam jeweils 15 ergab. Aufmerksam schaute ich die Jahreszahlen an, deren Ziffern je 18 zählten. Ruhelos nahm ich die alte Uhr hervor, die ich bis eben sicher in meiner Jackentasche aufbewahrt hatte, und drehte nervös 1518 ein. In diesem Moment sprach der Deckel der Savonette wie von selbst auf. Mein Blick fiel auf ihre helle Mitte, auf der Stunden- und Minutenzeiger wie auf die Sekunde genau ihre Runden über das Ziffernblatt fuhren. Begeistert drehte ich die Uhr leicht und spürte ein sonderbares Gefühl in mir aufkommen, als meine Augen die Innenseite des Deckels erfassten. „Erinnerungen sterben nicht“, stand es eingraviert auf wunderschöne Art und Weise geschrieben und es fühlte sich so an, als schenkte mir die Taschenuhr ihre ganze Zeit, die sie schon über all die Jahre gemessen hatte, innerhalb weniger Sekunden. Einen Augenblick lang begann ich darüber zu grübeln, jedoch hatte ich mich nun daran gewöhnt, nicht alle Geheimnisse lüften zu können.

Nach einem kurzen Moment der Besinnung beschloss ich, während ich zum immer düsterer werdenden Himmel aufsah, mich nun zurück nach Hause zu begeben. Danach schaute ich ein letztes Mal auf die eindrucksvolle Uhr, die auf sonderbare Weise etwas Magisches an sich trug, durch das ich mich sicher und geborgen fühlte, klappte den vergoldeten Deckel vorsichtig zu und legte sie in sichere Verwahrung, nachdem meine Finger noch einmal über die Struktur der hölzernen Rückseite berührt hatten.

Auf dem Weg zum Ausgang spürte ich, dass die Begegnung mit Max etwas in mir ausgelöst und ein neues Kapitel in mir geöffnet hatte. „Max“, sprach ich ihn in den Abend hinein an, „als Reisender erblickst du die Zeit, bis es ist soweit. Doch bist du dir sicher, dann zeigt dir stets die Uhr, wie du gehst auf deiner richtigen Spur.“

Durch mein Erlebnis geprägt und in der Hoffnung, dass ich Max je wiedersehen würde, lief ich in Gedanken versunken den schmalen Weg neben Wiesen und Feldern bergab. Ich vernahm das laute Rauschen Blätter kaum, sondern hörte tief in Gedanken Max´ Worte, die der Wind nun übers Land trug: Erinnerungen sterben nicht.

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Zurück in die Zeit

Andreas liegt verschlafen im Bett. Er liegt mit dem Kopf auf seinem weichen Kissen und träumt vor sich hin. Jetzt klingelt sein Handy und er schreckt aus seinem Traum hoch. Es ist Max, sein Kumpel. „Hey, wo bleibst du denn?!? Wir wollten uns doch in der Höhle treffen!“, ruft Max in sein Handy. Andreas dreht sich erschrocken um. Er hat vergessen seinen Wecker zu stellen! 11:56 Uhr! Und er wollte sich 09:00 Uhr mit Max treffen! „Okay Max, ich bin gleich da!“, sagt Andreas und legt auf.
Andreas rennt zur Haustür raus. Seine Mutter ruft ihm hinterher: „Hey Andreas, du musst doch erst einmal etwas essen!“ Andreas dreht sich um: Keine Zeit ich muss weg!“. Er steigt auf sein Fahrrad, und fährt los.
Die Höhle ist das Versteck von Andreas und Max. Da steht ein altes Sofa drin, ein Schrank, der vollgestopft ist mit Süßigkeiten, und eine kleine Lampe, die die Höhle erleuchtet.

Als Andreas angekommen ist, wartet Max schon am Eingang. „Wo warst du denn die ganze Zeit? Ich warte schon seit Stunden!“, brüllt Max wütend. „Sorry ich hab verschlafen! Du weißt, dass ich kein Frühaufsteher bin!“, antwortet Andreas.
„Egal jetzt, ich muss dir unbedingt etwas zeigen!“, sagt Max und zeigt voller Stolz auf eine kleine Holzkabine. „Sie ist fertig, unsere Zeitmaschine! Wenn du da außen am Rädchen drehst, kannst du das Jahr einstellen in das du reisen willst.“, sagt Max erfreut.
Die beiden Freunde interessieren sich schon lange für die Vergangenheit und die Geschichte. Und nun ist endlich die seit langem geplante Maschine fertig. Andreas tippt sich an die Stirn.“ Das funktioniert doch nie im Leben. Das explodiert doch oder so!“, sagt Andreas. „Deshalb bist du auch das Versuchskaninchen!“, kichert Max. „Okay, aber nur wenn…, also meistens vertraue ich dir ja, vielleicht…“, stottert Andreas. Max drückt ihm einen Fotoapparat in die Hand, bevor Andreas sich eine Ausrede überlegen kann. „Viel Glück!“, ruft Max zuletzt.

Dann steigt Andreas unsicher in die Zeitmaschine und verschließt die Tür. Max dreht das Rädchen auf 1,5 Mio. Jahre. Plötzlich knallt es und Andreas wird schwindelig. Dann bricht Andreas zusammen, und wird bewusstlos! Als er wieder aufwacht und sich umsieht, findet er eine kleine Höhle. Er traut sich aber nicht hineinzugehen. Hätte er bloß eine Taschenlampe dabei! Vielleicht ist er doch in einer anderen Zeit gelandet! Und wie soll er dann wieder nachhause kommen!?! Okay, das hätte er vielleicht vorher überlegen sollen. Wenn Andreas schon mal hier ist, macht er sich eben auf die Suche nach einem Homo erectus! Der müsste ja vor 1,5 Mio. Jahren hier gelebt haben, überlegt er. Andreas sucht und sucht, doch er findet kein Tier. Die Dämmerung bricht herein, und Andreas baut einen Unterschlupf. Sein Lager war nicht weit von der Stelle entfernt, wo er gelandet war. Er wusste nicht einmal, was er essen sollte. Und jetzt fing es auch noch an zu regnen. Gut, das er den Unterschlupf hatte. Andreas gähnte, streckte sich, und schlief dann ein. Am nächsten Morgen, knurrt Andreas Bauch so sehr, das er es fast nicht mehr aushält. Doch Andreas sucht weiter nach irgendwelchen Lebewesen. Plötzlich hört Andreas etwas rascheln. Direkt hinter ihm! Langsam greift er nach einem Stock, und dreht sich dann um. Dann fühlt er einen leichten Wind hinter sich. Doch es raschelt nicht mehr im Gebüsch.“Moment mal?“,dachte Andreas:“Das ist kein Wind, sondern da atmet was!“. Schnell dreht er sich um.

Doch das, was da steht, muss ein Homo erectus sein. Er sieht schon irgendwie aus, wie ein Menschenaffe, behaart eben, war in etwa so groß wie Andreas Mutter und er ist sehr muskulös, Über dem flachen Gesicht hat er dicke Oberaugenwülste. Der Homo erectus fängt an zu brüllen und hebt seine Hand. Andreas meint, darin einen Faustkeil zu sehen. Er will auf Andreas losgehen, doch Andreas macht schnell ein Foto und rennt los. Der Frühmensch verfolgt ihn und lässt nicht locker! Vom Gebrüll alarmiert, erscheint plötzlich eine Frühmenschenfrau. Sie hält eine brennende Fackel oder ähnliches in der Hand. Voller Panik rennt Andreas los und stolpert über vor der Höhle abgelegte Früchte. Auch das noch! In seiner Angst greift er sich zwei Früchte und wirft sie nach den Frühmenschen. Einer landet dem Homo erectus direkt im Gesicht! Das ist seine Chance! Während der eine Homo erectus sich vom Schock erholt, der andere benommen auf dem Boden sitzt, rennt Andreas in die Höhle. Dort findet er ein gutes Versteck. Nach langem Warten, sind die Frühmenschen verschwunden. Andreas geht langsam aus der Höhle. Doch irgendetwas liegt da im Gebüsch!
Ein Glück! Das ist die Zeitmaschine! Sofort dreht Andreas das Rädchen auf 2017, steigt in die Zeitmaschine und ist wieder zuhause! Nur gut, das er Fotos hat. Das wird eine lange Geschichte die er Max zu erzählen hat.


Zurück in die Zeit – Teil 2

Was bisher geschah…

Max und Andreas hatten eine Zeitmaschine gebaut, die tatsächlich funktionierte! Andreas reiste in die Vergangenheit, vor 1,5 Millionen Jahren. Dort schoss er ein Foto eines Homo erectus. Damit wollten die Freunde beweisen, das die Zeitmaschine wirklich funktioniert.


Nun starrt Max schon seit 2 Stunden auf das Foto, das Andreas gestern, also eigentlich vor 1,5 Millionen Jahren, geschossen hatte.
Die beiden sitzen in ihrem Versteck, der Höhle, Andreas im Schneidersitz auf dem Sofa und döst vor sich hin.

„Nein! Wir können damit nicht an die Öffentlichkeit gehen!“ ruft Max plötzlich entschlossen. Andreas schreckt hoch: „Waaas? Was hast du gesagt???“ Max verdreht die Augen. „Das Foto…, wir können das niemandem zeigen!“ sagt er laut. „Häh?!? Warum denn nicht? Wir könnten berühmt werden! Max und Andreas, die Zeitreisenden, wäre das nicht cool?“ fragt Andreas. „Doch schon“, antwortet Max. „Aber stell dir vor, niemand glaubt uns, sie erklären uns für verrückt oder stellen uns als Betrüger dar. Viel schlimmer wäre noch, denke mal darüber nach, die Geheimdienste nehmen uns die Maschine weg, wer weiß, was sie damit anstellen?!? Vielleicht würden sie die Vergangenheit verändern wollen, das wäre viel zu gefährlich. Und außerdem sollten wir noch einige Versuche starten. Ich habe hier nämlich auch noch ein Teil herumliegen, was ich eigentlich noch anbauen wollte. Damit kann man den Ort einstellen, an den man reisen will und das Teil kann noch was, wenn es funktioniert.“ „Und was soll das sein?“, fragt Andreas. Max antwortet: “ Es kann fremde Sprachen so umwandeln, das der Reisende sie versteht und umgekehrt kann er auch verstanden werden.“ „Wow, du bist ein Genie!“, Andreas springt auf. „Aber, ich muss jetzt erst einmal nach Hause, ich habe einen Bärenhunger! Tschüssi, bis morgen, sagen wir 14.30 Uhr?!?“
Max ruft hinterher:“ Gut, bis morgen!“

Am nächsten Tag wartet Max mal wieder auf seinen Freund, der nie pünktlich sein kann. Während er die halbe Nacht und seit dem frühen Morgen an der Maschine gearbeitet hat, hat es sich Andreas vermutlich wieder mit einer Ladung Cookies und Chips gutgehen lassen. Endlich kommt er.
„Na endlich!“, ruft Max „es ist alles vorbereitet, es kann los gehen, wohin dieses Mal?“
„Ja, ich dachte, eines der 7 Weltwunder der Antike anschauen, das wäre doch cool.“, schlägt Andreas vor.
Max nickt, „Ja, was hältst du von Ägypten?“ „Ja, ja“, quiekst Andreas vor Freude, „ich könnte doch beim Bau der Cheops-Pyramide von Giseh dabei sein. Die wurde um 2500 vor Christi erbaut, hatten wir vor 2 Jahren in Geschichte. Weißt du, wie riesig das Teil ist? 230 m lang und breit, sie war 147 m hoch, unvorstellbar, wie die das damals gemacht haben. Das würde ich gerne sehen!“
„Ich finde, das klingt gut“, spricht Max, „was genau stellen wir ein, 2530 v. Chr?“ „Okay“, ruft Andreas bereits aus der Zeitmaschine. Max reicht ihm noch schnell die Kamera. „Viel Glück! Du schaffst das!“, sagt Max ein wenig unsicher. Hoffentlich klappt das alles mit dem neuen Bauteil. Er stellt Ort und Zeit ein. „Los geht’s!“

Andreas wird es wieder etwas schwindelig, so wie auf seiner ersten Reise. Plötzlich sieht er nur noch schwarz. Als er wieder aufwacht, findet er sich im heißen Wüstensand wieder. Ist er jetzt wirklich in Ägypten? Die Sonne scheint ihm ins Gesicht, er kann kaum sehen.
„Los, lieg hier nicht so faul rum! Wir brauchen jede Hand“, brüllt eine unbekannte Stimme. „…was bist du denn für Einer?“, sagt der fremde, mit einem Lendenschurz bekleidete Mann. Er schaut irritiert auf Andreas Kleidung und seine Sandalen. Aber es bleibt keine Zeit, sich zu wundern. Der Mann hat es eilig und läuft los. Andreas folgt ihm, es scheint sehr dringend zu sein. Um nicht so aufzufallen, reißt er sich sein beiges T-Shirt herunter und wickelt es sich im Laufen um seine Shorts.
Mittlerweile haben sich seine Augen an die blendende Sonne gewöhnt. Da ist sie, die fast fertig gestellte, riesige, bombastische, monumentale Cheops-Pyramide.

Nun sieht er, warum er gebraucht wird. Ihm bleibt keine Zeit zum Staunen. Ein riesiger Steinblock liegt auf einer Art Schlitten und viele Arbeiter ziehen mit Seilen daran, um ihn zur Pyramide zu bewegen. Ein Mann scheint in der Hitze ohnmächtig geworden zu sein. Seinen Platz soll er wohl nun einnehmen. Andreas nimmt das Seil aus Papyrus- oder Palmfasern über die Schulter und auf den Ruf des Mannes, der eine Art Aufseher zu sein scheint, beginnen alle zu ziehen. Langsam setzt sich der Block in Bewegung. „2,5 Tonnen stand in meinem Geschichtsbuch“, denkt Andreas nur, „Wahnsinn, wo nehmen die Arbeiter nur die Kraft her? Nun ja, die Ägypter glauben, sich durch diese Arbeit ein gutes Leben nach dem Tod zu sichern.“ Gerade, als Andreas das Gefühl hat, er würde auch ohnmächtig werden, bleiben alle stehen. „Feierabend??? …scheint so!“, denkt Andreas, „Ich muss doch unbedingt noch unauffällig ein Foto machen!“ Er sieht sich ein wenig um: Vor ihm die gewaltige Cheops-Pyramide und die riesige Rampe, auf der die Ägypter die schweren Steinblöcke hochgezogen haben. Er zückt seine Kamera und schießt ein Foto der noch nicht fertiggestellten Pyramide. Super! Doch ein Foto reicht Andreas nicht. Er rennt eine Weile durch den Sand, weg von der Pyramide. Er sieht eine Art Dorf oder Siedlung. Da, da drüben! Da kommt jemand aus einem Haus. Der Typ hat eine Art Papyrusrolle unter dem Arm, und bewegt sich in Richtung Palast des Pharaos. Das ist seine Chance! Er rennt zum Haus des vermutlichen Schreibers, sieht nach rechts und links, um sicherzugehen, dass er nicht beobachtet wird und geht dann ins Haus. Es ist ziemlich groß, wahrscheinlich weil dies das Haus von Pharao Cheops persönlichem Schreiber ist oder zumindest von einem ziemlich wichtigen Schreiber. Er geht in einen Raum mit Bett, Stuhl und Tisch. Auf dem Tisch liegt ein Stück Papyrus mit seltsamen Zeichen drauf. Na klar, Hieroglyphen! Andreas knipst ein Foto. Was steht da eigentlich? War das erste Zeichen jetzt ein Adler oder eine Eule? Okay, er hätte in Geschichte vielleicht etwas besser aufpassen sollen. Egal, er hat ja jetzt das Foto. Im selben Moment hört er Schritte. “ Hey, du! Was hast du hier zu suchen? Soldaten kommt, hier will mich einer berauben!“, brüllt der zornige Schreiber. Sofort eilen Soldaten des Pharao herbei.“Schnappt ihn!“, befiehlt er. Andreas will fliehen, doch überall sind Soldaten. Im Blickwinkel sieht Andreas eine Tür. Flucht!!! Andreas reißt die Tür auf, schlüpft hindurch, wirft eine Art Tongefäß um, was dann die Tür blockiert, sodass er etwas Vorsprung hat. Nur gut, dass er so eine Sportskanone ist. Sein Fußballtraining ist ja doch für etwas gut. Er schafft es noch rechtzeitig bis zur Zeitmaschine, und stellt Ort und Zeit ein und reist zurück zu Max, der ihn aufgeregt erwartet.


Zurück in die Zeit – Teil 3

Was bisher geschah…

Max und Andreas hatten eine Zeitmaschine gebaut, mit der sie schon zwei Mal in die Vergangenheit gereist waren. Ihre erste Reise führte in die Steinzeit, dort begegnete Andreas zwei Neandertalern, die ihn beinahe angegriffen hätten. Im zweiten Teil musste Andreas, nachdem er beim Bau der Cheops-Pyramide in Ägypten mitgeholfen hatte, vor einem wütenden Schreiber und Palastwachen flüchten, die ihn im Haus des Schreibers erwischt hatten. Zum Glück war alles gut gegangen und Andreas war mit tollen Fotos nach Hause gekommen.


Ein aufregendes Wochenende war das gewesen, als Andreas Max von seinen Erlebnissen in Ägypten erzählt hatte. Wie hatte Max über Andreas´Fotos gestaunt! Anschließend hatten sie eine Weile über den Hieroglyphen gesessen, sie aber nicht entschlüsseln können. Nun ja, das war wohl zu schwierig, vielleicht mussten sie doch mal ins Ägyptische Museum in Berlin. Aber ein neues Abenteuer war geplant.

„Hey Max!“, ruft Andreas, der schon eine Weile aufgeregt auf seinen Freund wartet, als Max endlich, wie verabredet, vor dem Eingang der Höhle steht. Diesmal ist Max derjenige, der zu spät ist. Andreas plappert gleich los: „Ich habe was tolles im Fernsehen gesehen, gestern Abend, über die Minör… oder hießen die Minos…?“, überlegt Andreas.
„Minoer“, korrigiert Max. „Es heißt Minoer! Ich habe das auch gesehen! Mensch, das war spannend. Und warum sollte ich jetzt kommen?“, fragt Max. Andreas rollt mit den Augen: „Na das liegt doch auf der Hand! Ich trete eine neue Zeitreise an!“. Jetzt versteht Max auch. „Kannst du dich an den Teil mit den Wandmalereien erinnern? Die Minoer haben Bilder mit Menschen gemalt, die wie Akrobaten über Kühe gesprungen sind, anders als die Steinzeitmenschen. Die haben ja nur Jagdbilder gemalt“, erläutert Andreas. „Nicht über Kühe… über Stiere!“, korrigiert Max erneut. „Aber warum unbedingt die Minoer? Weißt du das nicht mehr? Das Volk der Minoer wurde wahrscheinlich durch einen Tsunami ausgelöscht! Mensch, da war doch dieser schreckliche Vulkanausbruch auf der ägäischen Vulkaninsel Thera.“ Andreas sagt: „Nö, du, das war Santorin.“. Max entgegnet:“ Och, das ist das selbe. Heute heißt Thera nämlich Santorin!“. „Ach so“, Andreas verdreht die Augen.
„Wann war das eigentlich mit dem Vulkanausbruch?“, fragt Max.
„Das weiß ich diesmal“, lacht Andreas und streckt die Zunge raus. „1650 v. Chr. plus/minus 20 Jahre. Das konnten die Wissenschaftler noch nicht genau herausfinden. In die Zeit reise ich lieber nicht. Ich interessiere mich für die coolen Bilder, die die Minoer damals gemalt haben. Die müssen doch in Knossos, dem Palast der Minoer gemalt worden sein!“. Max spricht: „Na gut, wenn du meinst… 1700 v. Chr. in Knossos. Was denkst du?“. „Klingt super, vielleicht springe ich ja auch mal über so eine Kuh und dann malt ein Maler ein Bild von mir?!“, sagt Andreas nachdenklich. „Stier, nix Kuh! Und das mit dem Springen kannst du gleich wieder vergessen. Wie soll ich die Verletzungen deiner Mutter beibringen?“, schimpft Max.
„Na gut, gib die Kamera! Vielleicht hüpfe ich ja wenigstens über ein Kälbchen. Los, stell die Maschine ein!“, befiehlt Andreas, der bereits aus der Zeitmaschine ruft. Max stellt wie besprochen die Jahreszahl ein und reicht ihm die Kamera.
„Los geht´s!“, schreit er Andreas hinterher. Doch Andreas hört ihn schon nicht mehr. Ihm wird schon wieder schwindelig in der Zeitmaschine.

Wenige Augenblicke später findet sich Andreas, der immer noch in der Zeitmaschine hockt, in einem Busch wieder. Er klettert heraus und sieht sich um, rechts von ihm – die gigantische Stadt Knossos, links von ihm – das blaue Meer. „Kreta ist wirklich wunderschön.“, denkt er sich so. „Hey, wer bist du denn?“, ruft eine unbekannte Stimme. „Mein Name ist Andreas“, sagt er und sieht den gut gekleideten Jungen an, der ihm diese Frage gestellt hat. „Klingt aber eigenartig. Ich bin Taurus. Kommst du ein Stück mit? Ich muss in die Stadt. Auf dem Weg können wir uns unterhalten.“ Andreas nickt zustimmend. „Was hast du in der Stadt vor?“, fragt Andreas. „Ich muss meinem Vater die Farbe bringen.“ Taurus hält ein kleines Tongefäß mit farbigem Pulver hoch. „Soll das etwa Farbe sein?“, denkt Andreas. Gleichzeitig wundert er sich über die gepflasterte Straße, die nach Knossos führt. Taurus erzählt einiges von dem Beruf seines Vaters, dass er schon einige Fresken und Kunstwerke im Palast von Knossos gemalt hat. Auf dem Weg kommen die beiden an einem Magazin vorbei, in dem sich über 100 große, mannshohe Tongefäße befinden. Andreas staunt: „Boah, die Dinger sind ja riesig! Was ist denn da drin?“. „In den Phitos?“, fragt Taurus etwas verwundert über die Frage des fremden Jungen. „Na Getreide, Öl, Wein und Honig…. alles mögliche halt.“ Andreas nickt und die beiden gehen weiter. Sie kommen an vielen Häusern aus Lehmziegeln vorbei, bis sie dann endlich am Palast sind. Dort wartet bereits Taurus´ Vater auf die Farbe. „Wo warst du die ganze Zeit?“, ruft sein Vater. Taurus erklärt:“ Ich habe einen neuen Freund gefunden. Kann Andreas vielleicht mit zuschauen, während du das Bild malst?“. „Meinetwegen, solange ihr mich nicht stört“, sagt der Vater und greift nach der Farbe. Der Vater fängt an zu malen und Andreas betrachtet staunend das Bild. Er erkennt einen Menschen der akrobatische Sprünge längs über einen den Stier macht. Die Farbe braucht der Maler wohl für den blauen Hintergrund. Andreas knipst heimlich ein Foto. Taurus fragt, ob sie sich noch ein wenig im Palast umsehen dürfen. Sein Vater nickt zustimmend. Er führt Andreas durch den Palast und zeigt ihm stolz die Bilder seines Vaters. Dabei merkt er nicht, dass Andreas heimlich Fotos schießt. Dann fragt Andreas:“Wo ist eigentlich der Thronsaal?“ Taurus antwortet:“Da dürfen wir eigentlich nicht hin, aber komm, ich zeige ihn dir. Aber sei leise, wenn uns jemand erwischt, sind wir dran!“ Sie betreten einen Raum, in dem sich ein Thron aus Stein und eine Art Steinbecken befindet. Tolle Farben schmücken die Wände. Andreas staunt über so viel Luxus. Plötzlich hören die beiden Schritte! „Schnell weg hier! Soldaten! Wenn die uns erwischen!“, flüstert Taurus erschrocken und packt Andreas am Arm. Schnell knipst Andreas ein Foto vom Thronsaal und rennt dicht hinter Taurus her. Eine Weile lang verstecken sich die beiden hinter zwei großen Phitos-Krügen, bis die Luft rein ist. „So ein Esel-Mist aber auch! Nur weil du den Thronsaal sehen wolltest!“, flucht Taurus. „Meine Schuld?!“, schreit Andreas Taurus etwas zu heftig an. Verärgert und enttäuscht rennt Taurus los zu seinem Vater, der wenige Sekunden später auf ihn zugestampft kommt. Er packt Andreas am Arm. „Weißt du was passiert, wenn die Soldaten das herausfinden? Mein Sohn mit einem Fremden im Thronsaal!“, schimpft der Maler. „Stopp! Lass den Jungen los!“, schreit eine Frau. Taurus´ Vater dreht sich irritiert um, lässt dabei Andreas los. Der nutzt die einmalige Gelegenheit und ergreift die Flucht. „Schnell, zur Zeitmaschine!“. Er versucht sich zu orientieren, den Weg zu finden, den er vorher mit Taurus gegangen ist. Und dann sieht er auch die Zeitmaschine. „Zum Glück, sie ist noch da!“. Er stellt Ort und Zeit ein, steigt ein, und los geht die Reise. Max wartet schon lange auf ihn. Als Andreas endlich wieder angekommen ist, erzählt er von dem Abenteuer, seiner dritten Zeitreise. Wer weiß was noch kommt…


Zurück in die Zeit – Teil 4

Was bisher geschah…

Die Freunde Max und Andreas interessieren sich sehr für Dinge, die in vergangenen Zeiten geschehen sind. Sie haben eine Zeitmaschine gebaut, mit der Andreas schon 3 Mal in die Vergangenheit gereist ist und dort spannende Abenteuer erlebt hat. Es war nie ganz ungefährlich, verfolgt von Neandertalern, Palastwachen aus dem alten Ägypten oder einem Minoischen Maler, konnte er es jedes Mal gerade so in die Zeitmaschine und zurück zu seinem Freund Max schaffen, immer mit tollen Fotos im Gepäck.

Mit kräftiger Hand packt Taurus‘ Vater Andreas am Kragen. „Wenn jemand rausbekommt, dass du meinen Sohn in den Thronsaal gezerrt hast, dann…“, droht der wütende Maler aus Knossos. Andreas laufen die Schweißperlen von der Stirn.
„Hey, Andreas!“, ruft Max. „Hallo, hallo! Träumst du schon wieder? Jetzt wach endlich auf!“ Erschrocken öffnet Andreas seine Augen und merkt, dass das alles nur ein Traum war.
„Warum hast du denn so lange geschlafen? Wir waren verabredet!“, schimpft Max. Andreas gähnt und setzt sich auf: „Was? Wie spät ist es denn?“, fragt Andreas müde und runzelt dabei die Stirn.
„Viel zu spät! Ich werde noch verrückt mit dir. Mich wundert´s, dass du es überhaupt pünktlich in die Schule schaffst!“, nörgelt Max. „Na ja, ist jetzt auch egal. Was gibt es?“, fragt Andreas und lässt sich wieder in sein Bett plumpsen.
„Ich finde, es ist an der Zeit, mal wieder eine neue Zeitreise anzutreten. Die letzte ist schon ewig her.“, erklärt Max. „Aha, und an was hast du da so gedacht?“, fragt Andreas. „Ganz einfach,“, gibt Max zurück. „…Griechenland, olympische Spiele, aus aktuellem Anlass. Bin darauf gekommen, als ich die Spiele in Pyeong-Chang gesehen habe.“ Andreas´ Augen fangen an zu leuchten. Er springt von seinem Bett auf, zieht Jeans und Pullover an und öffnet den Schrank. „Was hast du denn jetzt vor?“, fragt Max. „Ich packe Proviant ein, du weißt doch wie schnell ich Hunger bekomme.“, gibt er zurück und zerrt dabei einen Rucksack aus dem Schrank, in den er eine Wasserflasche, eine Taschenlampe und ein paar Äpfel packt. „Warte! Ich habe dir etwas mitgebracht.“, sagt Max und holt ein langes weißes Bettlaken aus seinem Beutel. „Das ist von meiner Oma, die hat noch solche alten Dinger im Schrank.“ Schwungvoll wickelt er sich das Laken um Schulter und Hüfte und bindet zum Halt eine Schnur um den Bauch. „Max, du bist einfach genial!“, ruft Andreas. „Du siehst aus, wie ein alter Grieche aus unserem Geschichtsbuch! Worauf warten wir noch? Los geht´s!“ Damit schwingen sie sich auf ihre Fahrräder und fahren zur Höhle.

Nach kurzer Vorbereitung ruft Andreas bereits aus der Zeitmaschine: „Und, ist alles eingestellt?“ „Ja! Hier ist die Kamera. Ich wünsche dir eine angenehme Reise nach Olympia!“, sagt Max. „Dann kann´s ja los gehen ins Jahr 428 v. Chr.“, verabschiedet sich Andreas. „Mach ein Foto vom Weltwunder der Antike, der Zeusstatue, im Zeus-Tempel. Das muss ich sehen!“, sagt Max.
„Ich weiß, die Statue vom Phidias, hab im Unterricht aufgepasst.“, ruft Andreas augenrollend zurück. „Okay, dann ab in die brütende Augusthitze, pass auf dich auf!“, sagt Max noch schnell.

Wie brummt Andreas der Schädel als er seine Augen öffnet. Die pralle Sonne blendet ihn und die Hitze strömt ihm entgegen. Er richtet sich auf und sieht vor sich eine riesige Fläche voller Zelte, hinter ihm liegt der Kronoshügel. Die Zeitmaschine versteckt er hinter einigen Bäumen und legt ein paar Äste drauf. Dann schlüpft er in sein Bettlaken-Gewand und krallt seinen Rucksack. Auf geht´s! Aber wohin? Vielleicht erst mal zu den Zelten. Bei den Zelten angekommen, sieht er viele Leute, die kochen und braten oder miteinander lachen. Natürlich! Hier haben die Menschen, die von weit hergekommen sind, ihre Lager während der Spiele aufgeschlagen! KLICK! Schon hat Andreas das erste Foto. Aber er will sich hier nicht zu lange aufhalten und geht weiter. Nach einigen Schritten fällt ihm die Kinnlade vor Staunen herunter, als er den berühmten Zeus-Tempel sieht. Schnell knipst er das nächste Foto. Das ist also das Heiligtum zur Verehrung des Gottes Zeus. Soll dieser riesige Aschehaufen da hinten etwa der Zeus-Altar sein, die Stelle, wo man ihm zu Ehren Opfergaben hin brachte und verbrannte? Schnell ein Foto! Es ist viel los. Ein paar Meter neben Andreas fangen einige Männer laut an, zu diskutieren. Das ist Andreas´ Chance. Er huscht in den Tempel, geradeaus auf das 7. Weltwunder zu – die Zeusstatue des Phidias. Sie ist aus Gold und Elfenbein gemacht. Zeus sitzt auf einem Thron aus Ebenholz. Ist die groß! Andreas macht zwei Bilder. „Hey, du! Mach dass du hier raus kommst. Wenn die dich erwischen!“, ruft jemand. Andreas dreht sich um. Ein etwa 12-jähriger Junge steht am Eingang des Tempels. „Los! Die erwischen dich sonst!“ Andreas blickt ihn erschrocken an: „Ja, du hast ja recht.“ Dann rennt er, gefolgt von dem Jungen, aus dem Tempel. „Du hast Glück, dass ich dich da raus geholt habe.“, spricht der Junge. „Na ja, wie auch immer. Mein Name ist Sakoles.“ Die beiden gehen weiter. „Du bist ganz schön verrückt, allein da rein zu gehen. Wer bist du eigentlich?“ „Ich heiße A…, A…, Artolis!“, platzt es endlich aus ihm heraus. „Komm mal mit, Artolis. Ich zeige dir was.“, erzählt Sakoles. Er packt Andreas am Arm und zerrt ihn zu einem Olivenbaum hinter dem Tempel . „Sieh, das ist der heilige Ölbaum. Am 5. Tag, vor der großen Siegerehrung, werde ich, ja ich…“, Sakoles macht eine kurze Pause, „heilige Ölzweige für die Siegeskränze schneiden.“ Stolz sieht er zu Andreas auf. „Ich bekomme zum Schneiden ein goldenes Messer.“ Andreas staunt: „Dann bist du ja etwas ganz besonderes! Das ist toll, dass du das machen darfst. Aber ich wollte doch eigentlich bei den Olympischen Spielen zusehen.“, erzählt Andreas. „Ich habe da eine Idee. Komm mal mit!“, flüstert Sakoles. Die Beiden schleichen in Richtung Stadion. Es ist voller Menschen. Etwa 100 Meter entfernt verstecken sie sich hinter ein paar kleinen Bäumen und Büschen. Durchtrainierte und kräftige Athleten stehen auf einer Bahn, die Arme nach vorne gestreckt, als wollten sie gleich kopfüber ins Wasser springen und sie sind…??? Nackt! Andreas reibt sich verwundert die Augen. „Das ist der Stadionlauf zu Ehren des Zeus.“, erklärt Sakoles. „Oh, das ist aber spannend!“, staunt Andreas. Die Läufer starten. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das Publikum jubelt als der Sieger ins Ziel läuft. Andreas schaut sich um. „Wer ist die Frau auf dem großen Stein dort? Fast alle sitzen doch im Gras.“, fragt Andreas. „Das ist die Priesterin der Göttin Demeter. Die einzige verheiratete Frau, die zusehen darf.“ Andreas nickt. „Und das dort ist doch die Statue der Göttin Nike!“, staunt Andreas. Unauffällig zieht er seine Kamera und knipst einige Fotos von der Statue und den Läufern. Doch da begeht Andreas einen großen Fehler. „Hey, was war das gerade für ein Blitz?“, fragt Sakoles. Oh nein! Andreas hat vergessen, den Blitz an der Kamera auszustellen! „Ähm…, das war sicherlich Zeus, der sich an den Spielen erfreut!“, sucht Andreas nach einer Ausrede. Doch in diesem Moment kommen einige Wachen auf sie zu, wahrscheinlich haben sie den Blitz gesehen. „Schnell, lass uns verschwinden, sonst bekommen wir beide Ärger!“, fordert Andreas Sakoles auf und zerrt ihn, bevor er etwas sagen kann, hinter sich her. Sie rennen in Richtung Tempel, doch die Wachen folgen ihnen! „Hey, bleibt stehen!“, brüllt eine der Wachen. Im Laufen keucht Sakoles: „Wir müssen uns trennen, bevor sie erkennen, wer ich bin! Sonst kann ich nicht mehr die heiligen Zweige abschneiden!“ „Verstehe.“, keucht Andreas zurück. „Danke für alles!“ Er klopft Sakoles im Rennen auf die Schulter und läuft Richtung Kronoshügel. Durch viele Menschen, die an einer Art Getränkebude anstehen, huscht Andreas hindurch und kann so die Wachen abhängen. Zurück am Berg, steigt er in die Zeitmaschine und reist zurück in das Jahr 2018, zu Max, dem er jetzt ein neues, aufregendes Abenteuer erzählen kann.


Zurück in die Zeit – Teil 5

Was bisher geschah…

Die Freunde Max und Andreas hatten eine Zeitmaschine gebaut, mit der sie schon einige Reisen in die Vergangenheit unternommen hatten, zum Beispiel in die Steinzeit, nach Ägypten, auf die Insel Kreta und nach Griechenland. Diesmal erleben sie ein spannendes Abenteuer im Römischen Reich…

Gelangweilt versinkt Andreas im Sofa der Höhle. Mal wieder inspiziert Max stundenlang die Bilder, die sein Freund bei seinem letzten Abenteuer in Griechenland geschossen hatte.
„Bist du jetzt endlich fertig?“, fragte Andreas. „Du sitzt jetzt schon seit Stunden rum und guckst dir meine Bilder an. Wo bleibt da der Spaß?“
Max rollt die Augen. „Ich wäre schon längst fertig, wenn du mich nicht immerzu unterbrechen würdest!“, meckert er und konzentriert sich wieder auf die Fotos.
„Hm, was soll`s.“, brammelt Andreas, geht zu seinem Rucksack, holt sich ein Buch, um die Langeweile zu vertreiben und zieht dabei einen hellen Zipfel Stoff mit heraus. „Oh, mein griechisches Gewand“, denkt er, „hab ich vergessen, auszupacken.“ Er packt es komplett aus und hält es in die Höhe. „Hey, guck mal!“ Etwas genervt schaut Max ihn an und sagt erst mal nichts. „Was ist mit dir?“ fragt Andreas. „Du hättest auch glatt als Römer durchgehen können“, antwortet Max und verschränkt überlegend die Arme vor der Brust. „Hm, ich glaube schon.“, entgegnet Andreas und zieht dabei sein Geschichtsbuch aus dem Rucksack. Er blättert darin: „Genau, sieh mal hier!“ Andreas deutet auf ein Bild. „Stimmt, das Gewand war sehr ähnlich.“
„Weißt du was? Dein neues Reiseziel steht fest: Rom!“, grinst Max, „Ein paar kleine Veränderungen am Gewand und das neue Abenteuer kann beginnen!“

Einen Tag später:

„Hast du alles?“, fragt Max. Er hat die Zeitmaschine auf 400 n. Chr.eingestellt, da die beiden beschlossen hatten, sich einmal die Römischen Thermen , welche damals so etwas ähnliches wie die heutigen Schwimmbäder waren, anzusehen. „Klar, habe ich alles.“ Andreas nickt. Er hat sich in sein Gewand geworfen und die Kamera in eine Art „Geheimtasche“ gesteckt, die sich unter dem Gewand befindet. „Gut, dann viel Glück.“ Andreas atmet noch einmal tief durch, bevor er in das Jahr 400 reist.

Müde reibt Andreas seine Augen. Ein wenig schwindelig ist ihm, wie immer bei seinen Zeitreisen. Blinzelnd blickt er aus dem Gebüsch, in dem er gelandet ist, in die Sonne. Um ihn herum sind mehrere tolle Gebäude zu sehen, aus denen Leute spaziert kommen. Rechts von ihm, das müsste die Therme sein, in die er seinen Ausflug geplant hatte. Er läuft los und steuert direkt darauf zu. Er ist anscheinend nicht der Einzige, der auf die Idee gekommen war, heute ein Bad zu nehmen. Von außen kann er schon schöne Mosaike an den Wänden und auf dem Boden erkennen. Die Therme ist gefüllt mit Menschen, die sich unterhalten, schwimmen oder nach der Abkühlung die Hitze in der Sauna genießen. Andreas spaziert los, doch plötzlich hält ihn irgendetwas an seinem Gewand fest. „Hey, dachtest du, du kannst hier einfach so rein spazieren? Du musst doch bezahlen.“ Ein Mann mit fieser Miene schaut ihn an. „Oh, stimmt. Ich…ich habe mein Geld wohl zu Hause liegen lassen. Ich hole es schnell.“, erklärt Andreas etwas panisch, hat jedoch keine Ahnung, wo er jetzt ein bisschen Geld herbekommen soll. Doch dann hört er ein leises Platschen, als ob jemand etwas ins Wasser wirft. „Hmm…“ Er dreht sich einmal um sich selbst. Was war das bloß? Jetzt wird ihm klar, dass dieses Geräusch von einem Wunschbrunnen kommt, der in der Nähe des Einganges steht. Eine Frau hat gerade eine Münze in den Wunschbrunnen geworfen. „Das Problem mit dem Geld ist ja einfacher zu lösen, als gedacht“, überlegt er sich und schleicht zu dem Wunschbrunnen. Als niemand schaut, greift er in den Brunnen und nimmt eine Hand voll Münzen heraus. Mit etwas schlechtem Gewissen steckt er das Geld ein und bezahlt bei dem Mann von eben, der ihn seltsam anschaut. Einige Münzen hat er sogar noch übrig, die kann er ja Max mitbringen oder vielleicht auch wieder in den Brunnen zurück werfen… Viele Leute sind hier, die Kinder spielen, Erwachsene machen Sport oder gehen in die Bibliothek… ja, all´ das ist hier möglich. Verrückt, so was in einem Schwimmbad? Aber echt cool! Doch erst einmal will Andreas sich abkühlen, denn das ist bei diesen Temperaturen dringend nötig. Er hängt seinen Umhang an einen Haken und steigt ins kühle Nass. „Uuuh, ist das kalt!“ Aber diese Erfrischung tut gut. Auf ein Bad in einem der warmen Becken hat er gerade keine Lust, vielleicht ja später. Endlich erlebt er mal ein Abenteuer das nicht so gefährlich zu sein scheint. Nach einigen Minuten beginnt er doch zu frieren, zitternd klettert er aus dem Becken. Jetzt sollte er sich erst einmal etwas aufwärmen, schließlich hat er kein Handtuch dabei. Da fällt ihm ein, dass es hier in der Therme ja eine Art Sauna geben muss. Also geht er los. Bei der Sauna angekommen, zieht er seine Sandalen aus und öffnet die Tür zur Sauna. „Aua, heiß!!!“, brüllt er voller Schmerz, denn der Boden ist viel zu heiß. Aber klar, die Römer hatten ja Fußbodenheizung! Unter den beheizten Räumen befinden sich Öfen, die auf diese Weise den Fußboden erhitzen. „Stimmt, stand ja eigentlich im Geschichtsbuch.“ Vor Schmerz macht er einen Satz zurück, da fällt ihm auf, dass vor der Tür Holzschuhe stehen, mit denen man über den heißen Boden laufen kann, ohne sich die Füße zu verbrennen. Schnell schlüpft er in ein Paar und fängt an, über den heißen Boden zu laufen. KLICK, KLACK! Die Schuhe machen lustige Geräusche, wenn er damit über den heißen Steinboden geht. Am anderen Ende des Raumes sieht er eine Bank, an der Wand wunderschöne Mosaike des Göttervaters Zeus. Also läuft Andreas nochmal zurück, holt seinen Fotoapparat, und schießt aus sicherer Entfernung ein Foto. Schnell „klappert“ er mit seinen Holzschuhen zurück, und lässt sich auf einem freien Platz auf der Bank nieder. Neben ihm sitzt eine Familie mit drei Kindern, die ihn verschwitzt aber lächelnd ansieht. „Es ist wirklich heiß hier drinnen!“ So langsam treibt es auch ihm Schweißperlen auf die Stirn. Die Kälte, die er eben ihm Becken gespürt hat, ist wie weggeblasen… oder eher weggeschwitzt? Entspannt lehnt er sich zurück, verschränkt die Arme hinter dem Kopf, und atmet einmal ganz tief aus.

„ES BRENNT!!! FEUER! ALLE RAUS HIER!!!“ Andreas schreckt hoch. Feuer?!? „Na los, weg hier!“, ruft der Familienvater. Alle springen auf. Tatsächlich! Vom Gang ist Rauch zu sehen, dunkler Rauch. Ein verbrannter Geruch steigt Andreas in die Nase. Die Leute, die eben noch gebadet haben, rennen nun schreiend umher. Ein Kind aus der Familie fängt an zu weinen. „Kommt mit!“, fordert Andreas die anderen auf. Doch bevor er losrennen kann, wird er vom brennenden Feuer gestoppt. Sie sitzen in der Falle! Was soll er nur tun?! In der anderen Richtung endet der Gang. Sackgasse! Das war´s! Bevor Andreas´ Gewand samt Kamera verbrennt, greift er es und rettet es vor den Flammen. Anscheinend endet seine Reise in Rom! Die Eltern umarmen ihre schreienden Kinder. Doch dann kommt Andreas eine Idee. Er ballt seine Faust und schlägt damit auf ein kleines, farbiges Fenster ein, das zerfällt daraufhin in viele Scherben. Der Vater kommt ihm zu Hilfe und entfernt eilig mit seinem Holzschuh die restlichen Splitter. Super! Es wird auch höchste Zeit, das Feuer hat sich mittlerweile so weit verbreitet, dass sie schnell durch das Fenster klettern müssen. Andreas klettert voraus, ins Freie und hilft den Kindern, danach der Frau und zum Schluss dem Mann aus dem Fenster zu steigen. Alle fliehen weg von dem Brand, in sichere Entfernung. Erst jetzt realisiert Andreas, dass er und viele andere Menschen in der römischen Therme fast ihr Leben gelassen hätten. Ein riesiger Stein fällt Andreas vom Herzen, als alle Menschen aus dem brennenden Gebäude gerettet sind. Ein Foto macht er noch… wann sieht man denn schon mal eine brennende Therme aus dem Jahre 400? Alle Bücher aus der Bibliothek, das ganze Essen, die Vorlesungsräume, die Schwimmbecken, ja sogar die restlichen Holzschuhe sind jetzt nur noch Schutt und Asche. „Danke, dass du uns gerettet hast! Wie können wir uns jemals bei dir bedanken?“, fragt die Mutter und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Nun ja, ich muss jetzt auch gehen, meine Eltern machen sich sicherlich schon Sorgen. Wie wäre es, wenn es bei einem einfachen ,Danke‘ bleibt?, ruft Andreas und grinst. Die Familie bedankt sich noch einmal kräftig und Andreas verschwindet. Er überlegt sich auf dem Weg zur Zeitmaschine, wie es wohl gewesen wäre, wenn er nicht zurück gekommen wäre. Nicht auszumalen, welche Sorgen sich Max und seine Familie gemacht hätten…

Er stellt die Zeitmaschine auf 2018 ein und springt hinein, mit neuen Bildern, neuen Erfahrungen, und vor allem neuen Freunden aus Rom. Doch was passiert wohl in seinem nächsten Abenteuer?


Zurück in die Zeit – Teil 6

Was bisher geschah…

Nachdem die beiden Freunde Max und Andreas schon einige Zeitreisen in die Vergangenheit  unternommen hatten und Andreas, als der Zeitreisende, vieles gesehen hatte, zum Beispiel den Palast von Knossos oder die Ägyptischen Pyramiden, er einen Kampf gegen Neandertaler, eine Flucht vor den Ägyptern und einen Brand in einer römischen Therme überstanden hatte und bei den olympischen Spielen dabei gewesen war, planen die Freunde nun eine weitere Reise. Im 6. Teil von „Zurück in die Zeit“, erlebt Andreas nun ein aufregendes Abenteuer im Mittelalter…

„Und vergesst bitte nicht, die Hausaufgabe im Buch auf Seite 55 zu machen!“, ruft Frau Müller der bereits aus dem Klassenraum stürmenden Klasse, unter anderem auch Max und Andreas, zu. Andreas verleiert die Augen: „Na toll, schon wieder Hausaufgaben!“ „Allerdings über ein echt spannendes Thema: Das Mittelalter!“, entgegnet Max. Da kann Andreas nur zustimmen. „Ja, ich finde das Mittelalter auch extrem interessant, vor allem die Hexenprozesse…“ Die beiden verlassen das Schulgebäude und steigen in den Bus ein.

Danndoch sehr gelangweilt sitzt Andreas in der Höhle, sein Geschichtsbuch aufseinem Schoß. Die Hausaufgaben, die Frau Müller ihnen aufgegeben hatte, warenleider nicht so spannend, es war ein sehr langer Text zu lesen, der auch nochschwer zu verstehen war.  „Manno, ebenhabe ich noch behauptet, das Mittelalter sei interessant.“ Schelmisch blinzelndlässt sich Max auf einem kleinen Hocker direkt gegenüber von ihm nieder. „Aberweißt du was? Da wir jetzt mit der trockenen Theorie fertig sind, könnten wirdoch was viel Aufregenderes machen, falls du verstehst was ich meine.“ Maxdreht sich erst in Richtung Kamera, dann zur Zeitmaschine und schließlichzurück zu Andreas. Der hat verstanden, was Max damit ausdrücken wollte. „Also,falls du eine Zeitreise ins Mittelalter meinst, da bin ich dabei, allerdingsmöchte ich keinen Hexenprozess miterleben. Das war zu grausam und es ist zugefährlich, da hinein zu geraten. Das habe ich vor kurzem auf einer Burg imMuseum alles erfahren. Also Schluss mit der Theorie aus dem Geschichtsbuch.Lass uns das wahre Mittelalter erleben.“ Beide sind gespannt auf das neueAbenteuer und froh, dass die Langeweile ein Ende hat.

„Bereit, in das Mittelalter zu reisen?“ Andreas hat es sich in der Zeitmaschine bequem gemacht und die Kamera tief in seine Tasche gesteckt. Er hat ein Kostüm seines Bruders an, dass er, als er noch in Andreas´ Alter war, immer auf Mittelalterfesten getragen hat. „Ritter Andreas ist bereit!“ Max muss lachen: „So ein Unfug. Pass auf dich auf, im Mittelalter gab es viele Kriege und Kämpfe, war eine harte Zeit!“ Andreas grinst leicht: „Ich und Angst? Ich habe schon gegen Steinzeitmenschen gekämpft, bin vor Ägyptern geflohen, habe mich einem total aggressiven Mann gestellt, der behauptet hat, ich hätte seinen Sohn in Schwierigkeiten gebracht, habe die olympischen Spiele beobachtet und bin aus den Flammen einer brennenden, römischen Therme geflohen! Jetzt erzähl´ mir mal, dass ich Angsthätte!“. Max schüttelt den Kopf, grinst und stellt die Zeitmaschine auf das Jahr 1200 ein, eine Zeit, lange vor den von Andreas gefürchteten Hexenverfolgungen. „Na dann mal viel Glück, du Held!“

Blinzelnd öffnet Andreas seine Augen. Wie immer ist ihm noch ein wenig seltsam nach der Reise in die Vergangenheit. Doch etwas ist anders. Normalerweise blickte er immer gen Himmel, doch stattdessen sieht er über sich dunkle Balken. Er liegt auf einem Strohlager in einer Hütte. Er schaut sich um, es ist recht duster, vermutlich ist er in einem einfachen Bauernhaus. Sich wundernd richtet er sich auf und bemerkt, dass neben ihm eine Frau sitzt. Blonde Haare, kräftige Statur, ein etwas dreckiges langes Kleid und ohne Schuhe sitzt sie da. „Ähm…, wo bin ich?“, fragt er. Erst jetzt bekommt die Frau mit, dass er aufgewacht ist. „Oh, du bist wach! Leg´ dich am besten wieder hin, du warst eben noch ohne Besinnung.“ Andreas lehnt ab, denn es geht ihm eigentlich gut, jedoch möchte er zu gerne wissen, weshalb er hier ist und wer diese Frau ist. „Nun ja, ich wollte eigentlich nur meine Ernte vom Feld wegfahren, da sah ich dich am Flussufer liegen. Neben dir lag so eine eigenartige Holzkiste. Ich habe gedacht, dass dir etwas zugestoßen sei. Deshalb habe ich dich mitgenommen. Bist du vielleicht überfallen worden?“ Andreas Augen werden größer und größer. „Äh, nein, nein! …Aber was ist mit der Holzkiste?!“, fragt er aufgeregt. „Na, sie liegt noch da, ist das deine Kiste? Ich dachte, man könnte vielleicht eine Truhe daraus machen, wenn sie nicht mehr gebraucht würde. Aber sie wäre zu schwer gewesen, hatte ja mit dir genug zu tun, habe dich in mein Wägelchen gelegt, hat ganz schön geknarrt das alte Ding. Was hast du mit der Kiste vor?“ Andreas weiß gar nicht, was er jetzt sagen soll. Eigentlich ist es ja sehr nett, dass diese Frau ihn bei sich aufgenommen hat. Doch wenn er die Zeitmaschine nicht wiederbekommt, geht das böse aus und er muss für immer hierbleiben. „Also, danke erst mal, dass du dich um mich gekümmert hast. Aber kannst du mir sagen, wo genau du mich gefunden hast?“ Die Frau nickt. „Von hier aus geht man rechts den Weg entlang, dann über die Brücke, folgt dem Flussverlauf auf der linken Seite und in einer kleinen, sandigen Bucht habe ich dich gefunden!“ Andreas steht auf, bedankt sich bei der Frau, erklärt, dass er dringend wegmuss und schenkt der verdutzt dreinschauenden Frau zum Dank sein Taschenmesser. So was hat sie wohl noch nicht gesehen. Es tut ihm ein wenig leid, dass er ihr nichts weiteres erklären kann, aber er muss dringend seine Zeitmaschine finden.  Der Weg ist genauso, wie sie es beschrieben hat. Es gibt viele kleine Hüttchen am Wegesrand und auf einem Berg nicht weit von ihm, steht eine Burg. Der Bergfried, also der Hauptturm, thronte in der Mitte der Burganlage. Echt beeindruckend! Er zieht seine Kamera, die er glücklicherweise noch in seiner Tasche hatte und macht ein Foto. Danach über die Brücke und links dem Flussverlauf folgen… Nun kann er auch schon die Bucht sehen, die die Frau gemeint haben muss. Allerdings stehen dort einige Männer, welche die fragwürdig aussehende Zeitmaschine begutachten. „Was meint ihr? Also ich für meinen Teil habe noch nie eine mit solch kunterbunten Seilen bespannte Kiste gesehen. Was sind das da an der Seite für kleine Knöpfe? Das muss das Werk des Teufels sein!“ Mit den kunterbunten Seilen muss der Mann wohl die Kabel und mit den Knöpfen die Rädchen zum Einstellen gemeint haben. Sicherheitshalber versteckt sich Andreas im Gebüsch, da diese Männer nicht ganz so nett aussehen. „Also ich weiß ja nicht.“, meldet sich ein anderer zu Wort. „Bist du sicher, dass das ein Werk des Teufels ist? Falls ja, will ich damit nichts zu tun haben.“ „Unsinn, lasst uns dieses sonderbare Ding, was immer es auch ist, dem Burgherren verkaufen, er lässt bestimmt ein paar von seinen Silbermünzen springen. Ihr wisst doch, dass er allen möglichen Krimskrams gebrauchen kann. “ „Los, gehen wir dem reichen Sack die sonderbare Kiste zeigen. Wir sagen, wir haben sie vom fahrenden Gaukler, der vor 3 Tagen hier war.“, flüstert er den anderen zu. „Ja, sie kommt aus einem fernen Land, hi hi hi“, entgegnet ein anderer und reibt sich die Hände. „Wir teilen den Erlös dann einfach auf.“. Oh je, die Zeitmaschine ist in Gefahr, was soll Andreas jetzt tun? Wenn sie die Zeitmaschine mit in die Burg nehmen, kommt er nicht mehr nach Hause!  Er muss etwas unternehmen. Koste es was es wolle! Die Männer sind sich inzwischen einig, heben die Zeitmaschine an und laufen in Richtung Burg. Nun bekommt Andreas doch Angst, wenn er nur eine Idee hätte, was er machen kann, dass die Zeitmaschine nicht verschwindet oder kaputt gemacht wird! Die Männer sind viel stärker und vor allem in der Überzahl! Also hat er keine andere Wahl, als den Männern erst mal zu folgen, natürlich unauffällig, er möchte ja nicht, dass sie ihn sehen. Sie tragen die Zeitmaschine den Berg hinauf, obwohl Andreas gerade extrem nervös ist, schießt er schnell unauffällig ein Foto. Der riesige Turm, stabile Mauern und der Palas, in dem der Burgherr lebt, das war schon beeindruckend. Die Männer machen vor dem Torhaus halt, nachdem sie von einem Ritter aufgefordert wurden, stehen zu bleiben. „Was ist das? Was wollt ihr damit in der Burg?“, fragt er und schaut die Maschine mit einem skeptischen, kontrollierenden Blick an. „Wir wollen damit zum Burgherren, edler Mann.“, fängt der Anführer an zu reden. „Ich habe hier ein Meisterwerk außergewöhnlicher Handwerkskunst, an dem euer Herr sicher interessiert sein dürfte. Ihr kennt doch seine Vorliebe für außergewöhnliche Dinge.“  Der Ritter läuft mehrmals um die Zeitmaschine, öffnet und schließt die Tür und lässt die Männer passieren. Panik steigt in Andreas auf.  Irgendwie muss er in die Festung gelangen, sonst entwischen ihm die Männer! Während diese in die Burg spazieren, kommt ein Ritter auf einem Pferd aus der Burg geritten. Er trägt eine schwere Rüstung, hält ein glänzendes Schwert in der Hand und zum Glück schafft es Andreas wenigstens, unbemerkt ein Foto von diesem stattlichen Ritter zu machen. „Hey, du da!“ Der Ritter deutet auf ihn. „Wo warst du? Ich habe dich überall gesucht! Komm, Knappe!“ Andreas wundert sich. Denkt dieser Ritter wirklich, dass er sein Knappe wäre? Nun ja, immerhin kommt er so in die Burg. Er springt auf und folgt ihm. In der Burg sieht es wirklich genauso aus, wie in seiner Vorstellung: Brunnen, Kapelle, Türme, Palas und überall Zinnen und Schießscharten. Einige Mägde laufen mit Krügen über den Burghof, sicher kommen sie vom Weinkeller. Das Trinkwasser soll wohl damals nicht so sauber gewesen sein, deshalb trank man Wein und Bier, natürlich aber auch Milch und Säfte. An der Wand des Palas entdeckt Andreas ein Wappen mit einem Adler. Wieder gelingt es ihm, ein Foto zu machen. „Weißt du vielleicht, wo ich meinen Morgenstern hingelegt habe?“ Andreas traut sich gar nicht zu antworten. „Ähm… nein, mein Herr.“, bringt er raus. „Dann wirst du ihn suchen müssen, ich werde ihn beim nächsten Feldzug brauchen.“ Andreas nickt und trottet mit gesenktem Kopf neben dem Schimmel des Ritters her, er befürchtet, dass der Ritter seinen Irrtum bemerken könnte oder der richtige Knappe doch noch auftaucht. Der Ritter steigt ab und drückt Andreas die Zügel in die Hand. „Hier, bring ihn in den Stall. Ich gehe ein Nickerchen machen. Sieh zu, dass du meinen Morgenstern findest!“ Damit geht er. Wo ist denn jetzt der Stall? Und die Zeitmaschine muss er ja auch noch finden, bevor es zu spät ist. Zwei andere Kinder, welche auch Knappen sein müssten, führen Pferde. Andreas folgt ihnen und gelangt zum Stall. Dort bindet er das Pferd an. Jetzt muss er nur noch die Männer finden. Zum Glück, da sind sie! Sie standen die ganze Zeit im Eingang des Palas und haben darauf gewartet, vom Burgherren empfangen zu werden. Sie heben die Kiste an und folgen einem Ritter. Unbemerkt huscht er hinterher. Eine große Holztür öffnet sich vor den Männern. Sie treten ein und verneigen sich vor dem Burgherren. Bevor Andreas hinterher kann, fällt ihm jedoch die Tür vor der Nase zu. Was soll er tun? Die Tür geht einen Spalt breit auf und er muss sich verstecken, bevor er entdeckt wird. Schnell rennt er hinter einen Mauervorsprung und einige Ritter treten aus. Der eine flüstert leise: „Jetzt will er wieder irgendwelche Geschäfte machen und wir müssen gehen! Mich würde so sehr interessieren, was diese armen Bauersleute mit diesem Ding hier wollen!“ Wenn Andreas doch nur eine Idee hätte, was er tun könnte. Als die Luft rein ist, kriecht er hervor. Er wagt einen Blick durch das Schlüsselloch. Oh nein! Die Verkaufsverhandlungen sind in vollem Gange. Der Burgherr scheint interessiert zu sein. Nervös tritt Andreas von einem Bein auf das andere. Dabei fällt ihm sein Feuerzeug aus der Tasche. Feuer!!! Das hatte er doch schon mal wirklich erlebt und zum Glück überlebt. Wenn er mit Feuer eine Panik auslösen könnte…, natürlich darf es nicht wirklich schlimm brennen, Menschenleben möchte er nicht gefährden. Er sieht sich um und entdeckt einen Wandteppich. In der Ecke steht ein Krug, der Öl enthält, vermutlich Lampenöl. Es riecht eigenartig. Das könnte klappen… Hoffentlich kommen jetzt die Ritter nicht zurück. Er reist den Teppich von der Wand und zerrt ihn in die Nähe der Tür, gießt an mehrere Stellen etwas Lampenöl. Zitternd betätigt er das Feuerzeug und brennt den muffig riechenden Teppich an mehreren Stellen an. Sofort steigt beißender Rauch auf.  Andreas unterdrückt ein Husten, gleich hält er es nicht mehr aus. Er zieht den Teppich näher an die Tür und hofft, dass der Rauch unter der Türe hindurch dringt. Seine Augen brennen und tränen, er kann durch das Schlüsselloch nichts mehr erkennen, hört aber aufgeregte Stimmen im Inneren des Raumes. Wahrscheinlich haben sie es jetzt gerochen oder den Qualm schon gesehen. Das ist der richtige Zeitpunkt. Andreas schiebt den Teppich mit dem Fuß zur Seite, sein Hosenbein fängt dabei Feuer. Oh nein, nicht das auch noch! Er reist die Türe auf und schreit „Feuer, Feuer!!!“ Geschockt starren ihn alle an und rennen schreiend an ihm vorbei aus dem Raum. Einer der Bauern schnappt sich noch ein Gefäß und gießt den flüssigen Inhalt im Vorbeilaufen auf Andreas Bein. Oh, das war knapp! Nun breitet sich auch im Raum der Qualm aus und Andreas hört aufgeregte Stimmen. Vermutlich kommen jetzt die Ritter zurück, um das Feuer zu löschen oder nachzusehen, was hier los ist. Wenn sie ihn jetzt auch noch erwischen. Hustend läuft Andreas zur Zeitmaschine, da betritt auch schon sein Ritter den Raum. „Hey, Knappe, was hast du angestellt, warte, wenn ich dich erwische!“ Wütend kommt er mit schweren Schritten auf Andreas zu. Gerade noch rechtzeitig schafft er es, das Jahr 2018 einzustellen und schließt mit klopfendem Herzen direkt vor den Augen des Ritters die Tür. Wenige Sekunden später blickt ihn Max erschrocken an. Von Andreas Bein steigt noch Qualm auf und er sieht sehr mitgenommen aus. „Was hast du nun wieder angestellt, du kleiner Feuerteufel!“, sagt Max. „Ich erzähle dir alles, aber erst nach einem ordentlichen Schluck Wasser!“, keucht Andreas, „Und, und… du musst etwas an den Einstellungen der Maschine ändern, ich bin dieses Mal sogar ohnmächtig geworden, war wieder mal nicht ohne, der Ausflug“. Dann lassen sich die beiden auf das Sofa fallen und Andreas erzählt aufgeregt von seinem Ausflug ins Mittelalter.

Emilia Sophie Oßwald, Klasse 7c

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