Abschied und Neubeginn

Ein letzter Flecken Schnee
in einer Senke sich versteckt,
weiß, wie die Schleierwolke,
die das Himmelsblau bedeckt.
Der Winter ging, ließ zum Gedenken

noch diesen einen Gruß.
Der Frühling kommt, er muss,
wenn auch auf leisen Sohlen,
zaghaft und mild,
um alle zu beschenken.

Geputzt die blinden Winterfenster,
gewechselt die verblichenen Gardinen,
um schrankenlos der Sonne nun zu dienen,
und dunkle Zeiten allerseits zu heilen.
Gefegt die winterlichen Straßen,

denn in den Gärten prangt ein Farbenmeer
von Frühlingsblüten, freuend Herz und Seelen.
Heimkehr der Vögel, die aus vollen Kehlen
danken all jenen, die ihr Leben hüten.
Die Fröhlichkeit ist überall zu fühlen;

Hoffnung geht auf: Dies wird ein gutes Jahr
Vergessen aller Gram und alle Schmach,
und auch der Streit, der Vieler Liebe trennte;
dies wird ein Jahr der allseitigen Wende;
Wende wovon, Wende für wen?

Wohl auch für den, der zweifelnd hoffte
auf eben dieses Jahr.
Wie wahr, wenn Zweifel sich erklären,
denn gut ist auch, sich dann und wann zu wehren,
damit in diesem Jahr der Mensch wird, was er ist:
Ein Mensch!

Christa Schreiber

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