Die kleine Lia war erst sechs
Jahre alt und wuchs wohlbehütet in ihrem Elternhaus abseits der großen Stadt
auf. Eines Tages sagte sie ihrer Mutter, dass sie spazieren gehen möchte.
Gesagt, getan.
Lia lief und lief und auf
einmal stand sie auf einer wunderschönen Blumenwiese. Es blühten die blauen
Kornblumen, der rote Mohn, die lila Glockenblumen, die weißen Margeriten und
viele Blumen mehr.
Sie blieb stehen und
bestaunte, was es alles zu sehen gab. Dort flogen bunte Schmetterlinge und hier
krabbelten glitzernde Käfer. Es war wie im Märchen.
Nun musste sie aber weiter
gehen, denn sie wollte noch mehr sehen. Noch ein paar Schritte und sie war im
dunkelgrünen Wald. Der hatte es ihr besonders angetan. Hier sangen die Vögel so
schöne Lieder. Ein kleines Häschen und ein Eichhörnchen huschten vorbei. Lia
fand auch Heidelbeeren und die schmeckten ihr so gut. In der Ferne konnte sie
noch ein Reh mit seinem Kitz beobachten.
Nun fiel ihr aber ein, dass
sie schon so lange unterwegs war und dass sie den Heimweg antreten musste. Ihre
Eltern würden sich sicher schon Sorgen machen. Sie lief und lief und bald sah
sie ihr Elternhaus in der Ferne. Ihre Mutter stand schon in der Tür und war
froh, als Lia wieder zu Hause war.
Die Eltern wollten wissen, wo
sie gewesen war. Und Lia erzählte, wie alles dort draußen so schön sei und ihre
Eltern hörten ihr zu. Die Mutter sagte, du warst im Tannenwald, denn du hast
Spinnenweben am Kleidchen und Tannennadeln im Haar. Das bringt nur mit, wer im
Tannenwald war. Und Heidelbeeren hast du auch genascht, denn dein Mund ist noch
ganz blau. Nun aber schnell zu Tisch, denn das Abendbrot wartet schon.
Die Mutter brachte sie später
noch zu Bett und wünschte ihr noch schöne Träume.
Damals gab es noch keine
Handys.
Irmgard Braun