Damien

Früher war ich still. Ich habe nichts gesagt.
Ich habe alle Beleidigungen und Mobbingattacken stillschweigend über mich ergehen lassen. Ich habe alles einfach geschehen lassen.
Ich war sehr schüchtern.
Oft habe ich geweint. Oft hatte ich Angst. Angst vor dem nächsten Schultag.
Angst vor neuen Beleidigungen. Angst vor ihnen.
Ich wollte nicht dort hin.
Oft war ich traurig und habe mich allein gefühlt.
Ich vermisste etwas. Ich vermisste Jemanden.

Heute bin ich stärker als früher. Heute sage ich etwas, wenn sie mich beleidigen oder ärgern. Heute habe ich Freunde, auf die ich mich verlassen kann. Heute habe ich eine beste Freundin, der ich alles anvertrauen kann, die immer ein offenes Ohr für mich hat.
Trotzdem fühle ich mich manchmal allein. Manchmal muss ich einfach weinen.
Wie aus dem nichts muss ich weinen.
Ich vermisse Jemanden. Ich vermisse ihn. Ich habe ihn zwar nie gesehen, trotzdem vermisse ich ihn.

Vor Kurzem wurde mir das erste Mal wirklich bewusst, dass ich ihn kannte. Ich verbrachte vier Monate mit ihm. Vier Monate verbrachte ich mit ihm, bevor er starb.
Ich lernte diese Welt allein kennen. Dank ihm durfte ich leben. Dank ihm konnte ich diese Welt kennenlernen, musste aber bald feststellen, dass diese Welt nicht so wundervoll war, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Ich frage mich oft, wie es wäre, wenn er leben würde.
Er wäre hier.
Er wäre bei mir, an meiner Seite.
Er wäre für mich da.
Er wäre ein Teil von mir.
Er wäre mein Zwillingsbruder.

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