Verpasstes Stelldichein

Der kleine Käfer Sumsemann
fliegt durch den großen Garten.
Er summt und brummt und strengt sich an,
kanns Date kaum noch erwarten.

Sein Herzchen schlägt vor lauter Glück,
denn er traf Fräulein Jette.
Er flog mit ihr ein ganzes Stück,
hing an ihr wie ne Klette.

Die Jette, Käfer gleicher Art,
mit leuchtend grünen Flügeln,
sie schillert in der Sonne zart.
Er war nicht mehr zu zügeln.

Sie wartet schon. Sie macht sich schön
und putzt ihr zartes Kleidchen.
Sie ist verliebt! Muss sichs gestehn,
wird Sumsemannes Bräutchen.

Im roten Mohn, da soll es sein,
da wolln sie Hochzeit machen.
Ein Himmelbett im Sonnenschein,
der Mond wird sie bewachen.

Deshalb fliegt Sumsemann ganz schnell,
ist fast in Jettes Nähe.
Doch dann wirds dunkel und zur Stell
ist eine große Krähe.

Sie sperrt im Flug den Schnabel auf,
schluckt Sumsemann herunter.
Das Schicksal nimmt so seinen Lauf,
der Käfer, er geht unter.

Die Jette sich im Mohnbett wiegt,
sie träumt von ihrem Käfer.
Darin sie sicher heut noch liegt,
als Dauerträumerschläfer.

Hannelore Saalfeld

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