Um Jahre älter bin ich nun seit heute –
nicht im Gesicht und nicht an Haut und Haar –
doch alles, was mich hielt und was mich freute,
was Sonnenlicht und was mir Leben war,
hast du mit deinem Fortgehn‘ mir genommen;
ließt leer zurück mich, gleich dem Trauerbaum,
geraubt des Frühlingsblüten und die Frucht des Sommers,
beraubt des Bodens und geraubt den Traum.
Bin ohne Erde nun und ohne Sonne,
hab keine Träume mehr und auch kein Lied,
nutzlose Zweige nur an meinem Stamme,
und statt der Flamme mir die Asche blieb.
Kein Hauch des Frohsinns wird sie neu entfachen,
kein Ton wird reihen sich zum Klang.
Verweht das glückdurchdrängte Lachen,
vorbei die Melodie, die Liebe sang.
Ich steh‘ vor mir und kann mich nicht erkennen;
es schwand mein Ich, dass nur mit dir gelebt,
weiß nicht, wie soll ich mich ab heute nennen,
und aller Schmerz der Welt will mich verbrennen
seitdem du gingst – ich kenn nicht deinen Weg.
Doch leben ohne „ich“, wem ist das schon gegeben,
so treib ich neue Wurzeln, such mir neuen Halt.
Vielleicht, dass ich auch wieder Frühlingsblüten trage,
dass Frucht mir wächst an herbstdurchwehtem Tage
vielleicht bin ich für eine neue Liebe nicht zu alt –
vielleicht.
Christa Schreiber