Marie war ein Mädchen mit kupferfarbenen, gewellten, langen Haaren. Ihre blauen Augen strahlten, wenn sie lachte und ihr kirschroter Mund hob sich von ihrer blassen Haut ab. Sie hatte eine unbeschwerte Kindheit, wuchs mit vielen Tieren auf einem Bauernhof auf. Sie liebte sie. Doch als sie 18 Jahre alt war, tat sie etwas, was ihrer Jugend schadete. Sie fing an, sich für verbotene Dinge zu interessieren. Es war der Okkultismus, der ihre Seele in den Bann zog. Sie hätte lieber nicht zur Wahrsagerin gehen sollen, auch das Tischerücken (Geisterbefragung) war nicht gut für sie, ebenso die Telepathie. Von dieser Zeit an erblickte Marie, als sie im Bett lag, einmal eine riesengroße Hand an der Zimmerdecke, die sich auf sie zu bewegte. Doch in jenem Moment, als sie von Furcht ergriffen, verschwand die Hand. Auch zog irgendetwas an der Bettdecke, was nicht zu erkennen war. Krampfhaft hielt Marie die Decke fest.
Eines Tages sah Marie im Fernsehen einen Jesus-Film. Ihr war, als riefe sie Christus zu sich. Sie spürte, das ER es war, den sie schon lange suchte und öffnete in Gedanken ihr Herz für ihn. Seine Worte berührten ihre Seele, sie las die Bibel. Je mehr Marie darin las, umso stärker wurde der Glaube an Jesus, ihrem Erretter. Er befreite sie von Satan, denn es war des Teufels Hand, die sie einst an der Decke gesehen und ihr Furcht einflößte. Mit Christus im Herzen wurde Maries Seele froh, doch der Dämon gab keine Ruhe. Als sie frühs ins Bad ging, um sich zu waschen, hörte Marie eine grauenerregende Stimme aus einer Ecke des Badezimmers. Doch es störte sie nicht. Sie sagte sich, ich gehöre dem Heiland und die grässliche Stimme verstummte. Gesehen hatte sie nichts.
Eines Abends, als Marie in das Schlafzimmer ging und die Türe schließen wollte, drückte ein unsichtbares Etwas dagegen. Marie strengte sich an, die Türe zu schließen. Doch sie wusste, das „Böse“ wollte ihr Angst machen. Von jenem Unsichtbaren bekam sie eine Ohrfeige, doch am Hals. Sie hatte sich auf den Bauch gelegt. Der Teufel war voller Wut, daß er eine Seele verloren hatte. Marie erschrak nicht, sie gehörte Jesus Christus. Er beschützte sie.
Eines Tages starb Maries Oma. Marie schmückte die Urne mit einem Kettchen woran ein Kreuzchen hing. Nach der Urnenbeisetzung erschien ihre Oma als junge Frau mit einem weißen Kopftuch als helle, durchsichtige Gestalt. Sie lächelte Marie an und löste sich vor ihren Augen auf. Marie kannte ihre Oma als junge Frau von Fotos. Sie wusste auch, ihre Oma trug ein weißes Kopftuch, wenn sie auf dem Feld arbeitete.
Jahre vergingen. Jesus, ihr Herr, verließ Marie nicht. Doch eines Morgens, sie war gerade von der Nachtschicht nach Hause gekommen, legte sich schlafen. Da bemerkte Marie, dass etwas auf ihrer Bettdecke drückte. Sie wollte einschlafen, aber immer wieder war dieser Druck da, der sie störte. Als sie ihre Augen öffnete, erblickte sie eine durchsichtige graue Gestalt, nicht größer als ein Zwerg, in Mönchskleidung. Da Marie nicht wusste, dass es ein Bote Gottes war, betete sie in ihrer Angst zu Jesus Christus. Aber jedes Mal, wenn sie zu dieser Gestalt sah, war sie immer noch da. Marie betete weiter. Mitten im Gebet bemerkte sie, wie jene Erscheinung über sie hinweg stieg, ohne sie zu berühren. In ihrer Neugierde blickte Marie ihr nach und gewahrte ein Bein auf dem Doppelbett, das andere auf dem Fensterbrett. Die Erscheinung sah nicht mehr grau aus, sondern rosa und verschwand allmählich. „Wer war jene Erscheinung?“, fragte sich Marie. „Erstrahlen nicht die Engel in einem weißen Licht?“ Später erfuhr sie von einer Frau, die Engel sah, dass jene graue Gestalt ein Bote Gottes war. Doch was wollte er ihr damals sagen? Marie fragte sich dies und bat ihn wieder zu kommen. Doch er kam nicht. Marie ließ es, denn man soll nicht zu Engeln beten.
Eines Tages wurde Marie schwer krank. Während der Operation sah Marie ein großes leuchtendes Licht, welches einem Tunnel ähnelte. Darin stand eine Lichtgestalt. Marie wollte zu ihr, doch es gelang ihr nicht. Es war ein Engel, der die Operation segnete. Sie sollte gelingen. Viele Christen hatten für Marie gebetet. Der Engel wachte über sie.
Eines Abends, Marie schaute gerade Gruseliges im Fernsehen, was sie eigentlich nicht durfte. Ein Sprichwort lautet: „Pflückt man nicht gerade verbotene Früchte gerne?“ Jedenfalls gruselte sich Marie so sehr, dass sie einen anderen Sender suchte, auf dem sie schöne Musik empfing, welche ihr ein ruhiges Herz gab. Plötzlich erstrahlte ein helles Licht neben ihr. In jenem Licht erschien ein Engel, wenn Marie ihn auch nicht vollkommen zu sehen bekam, nur einen Teil von ihm. Es war Maries Schutzengel. Er war erschienen, um sie zu trösten, ihr zu sagen, ich bin bei dir. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Schaue nichts, was dir schadet. Das, was Marie sah, war wunderschön. Ein zartes, durchsichtiges Wesen.
Diese Geschichte sagt uns, geht Satan aus dem Weg, sucht Jesus Christus. „Suchet, so werdet ihr finden:“ Diese Erfahrungen der Marie sind meine wahren Begebenheiten. (Ich musste mich schützen, deshalb schrieb ich, andere Menschen) Diese Erscheinungen, von denen Marie erzählte, waren keine Halluzinationen, denn eine Halluzination ist nicht mehr als ein Wimpernschlag vor den Augen, nicht neben den Augen des Betrachters. Diese Erscheinungen waren länger zugegen und zum Teil spürbar. Wie zum Beispiel die graue Gestalt in Mönchskleidung. Sie war bei jedem Anblick noch anwesend, machte sich bemerkbar. Mir sagte einmal eine Frau: „Ein Engel erscheint in Augenhöhe des Betrachters.“ Marie erzählte, ihre Erscheinungen würden ca. alle 7-9 Jahre von Gott zu ihr gesandt werden. Anders konnte sie sich dies alles nicht erklären, denn sie hatte zu Jesus Christus gefunden. „Nehmt euch vor Satan in Acht. Er erscheint auch als Engel des Lichtes, um die Menschen zu verwirren.“
Marie erzählte, sie habe auch Kinder. Als sie Babys waren, hätte sie bald eines verloren. Sie liebte ihre Kinder mehr als ihr Leben. Wenn es ihr möglich war, beschützte sie sie. Eines Tages war es ihr, als würde sie von einer unbekannten Macht gelenkt, aus dem Fenster zu sehen. Ihre Nachbarin gegenüber blickte sie an und zeigt mit dem Finger nach oben. Marie begriff, irgendetwas furchtbares passierte bei ihren Kindern. Sie rannte die Treppe hinauf und öffnete die Türe zum Schlafzimmer. Eines ihrer Babys schaute zur wehenden, es lockenden Gardine. Ihr Kind wollte sich gerade an einer Kommode hochziehen, um dorthin zu gelangen. In ihrer Angst ergriff Marie ihr Kind, legte es ins Bettchen und schloss das Fenster. Sie sah nicht die graue Gestalt, die ihr Kind geweckt hatte, um es zum offenen Fenster zu locken. Der Dämon wollte Maries Kind töten, um auch sie zu vernichten. Der Schutzengel ihres Kindes hatte Marie und ihre Nachbarin gerufen. Ihre Nachbarin erzählte ihr von einem grauen Schatten, den sie hinter dem offenen Fenster gesehen. Marie fragte sich, wieso es möglich war, dass ihr Kind aus dem Bett klettern konnte. Es lief noch nicht, hatte einen Schlafsack an. In Zukunft wurde nur noch das kleinere obere Fenster ausgehangen. Marie erzählte nicht mehr von ihren Kindern. In Gottes Schutz wurden sie erwachsen.
Hiermit beende ich die Erzählung. Denn was Marie weiter erlebte, bleibt mir vorenthalten.
Einige Zeit war vergangen, als ich einiges von Marie erfuhr. Marie stand vor einem mit Blumen geschmückten Fenster, welche auf einem Fenstersims standen. Sie sah hinaus, sie betete für Menschen um himmlische Errettung. In jenem Augenblick erleuchtete ein Lichtstrahl die Erde, der aus dem Himmel zu kommen schien. In jenem hellen Schein erschien eine weiße durchsichtige Gestalt, die sich Marie näherte. Marie starrte sie an, sie hatte schon so manches Seltsames zu sehen bekommen. „Marie, Marie“, bat die Erscheinung, „hilf mir meine Tochter zu finden. Sie befindet sich in einem Wald unterhalb der Burg.“ Damit zeigte sie mit dem Finger in Richtung der Burgruine Brandenburg. „Bitte helfe meiner Tochter endlich Frieden zu finden. Gehe mit mir zu ihr und bete für sie. Auf das sie erlöst werde von dem unheimlichen Ort. Schon hunderte von Jahren ist sie an diesem schrecklichen Ort gebannt.“ Marie überlegte, „ich werde dich zu deiner Tochter begleiten, sie soll endlich glücklich werden.“ Sie öffnete die Türe und ging mit der weißen Frau. Konnte Marie ihr vertrauen?
Unheimlich war der Wald vor der Burgruine. Der Wind fuhr pfeifend durch die Äste der Bäume, die Zweige peitschten sich gegenseitig. Der Ruf eines Käuzchens erklang in der Luft. Böse sahen mehrere Augenpaare auf die zwei Frauen. Ein Wispern ließ sich vernehmen. Dunkle Schatten huschten an ihnen vorüber. Majestätisch ragte die Burgruine Brandenburg oberhalb der Bäume empor. Marie erschauderte. In ihrer Angst schrie sie Gott um Beistand an. Die weiße Frau indessen rief ihre Tochter. Mehrmals rief sie, sie dabei suchend. Sie störte sich nicht an den grässlichen Wesen, die sie böse anschauten. Marie lief durch den Wald an den Bäumen und Sträuchern vorbei, in Richtung Brandenburg, von den Blicken der Kreaturen verfolgt. Der fauchende Wind floh vor den Sonnenstrahlen, die hinter den Wolken hervor kamen. In den Strahlen der Sonne wiegten sich rosafarbene Blumen, welche am Wegesrand standen. Die gespenstischen Wesen waren verschwunden. Marie lief über Wurzelwerk, steile Wege entlang. Endlich hatte sie die Burg erreicht. Die Türme der Ruine leuchteten im Glanz der Sonne. Noch wenige Schritte, sie befand sich auf dem Burghof. Die Weiße Frau erwartete sie bereits. Jene rief klagend ihre Tochter. Marie sah sich auf den Burgruinen und Umgebung um. Wo war das Mädchen? Sollte ihre Mühe umsonst sein? Sie lief zum Burghof zurück. Es war eine unheimliche Ruhe. Jene Stille wurde von feinen Tönen gestört, die in der Luft vibrierten. Es waren Elfen, welche über duftende Blumen huschten und zu einer herrlichen Musik tanzten. Ihre zarten Flügel glitzerten im Sonnenschein. Marie lauschte den wunderbaren Klängen. „Wir sind die Gespielinnen des Burgfräuleins, die du suchst“, lachten sie, „sie ist nicht hier“, erklang es. Es waren liebliche Stimmen, die in der Luft zu erzittern schienen. Aus der Ferne drang ein Geräusch zur Burg. Es hörte sich wie Pferdegetrampel an. Es kam immer näher. Marie sah über die Burgmauer. Sie erblickte ein wunderschönes weißes Roß, auf dem eine weiß gekleidete Jungfrau saß. Das Pferd stürmte den Burgwall entlang, der vor der Ruine lag. Es dauerte nicht lange und das Mädchen ritt durch das Burgtor auf den Hof, in Richtung Marie. Marie zeigte keine Furcht. Die Jungfrau lächelte sie an, ging jedoch auf die Elfen zu. Jene begrüßten sie, indem sie sie fliegend umkreisten. Blumen schmückten des Mädchens Haare. Sie sagte etwas zu den Elfen. Die Füße des Mädchens berührten kaum den Bode, sie schwebte. Eine Elfe setzte sich gleich einem Schmetterling auf ihre Hand. War dies das Burgfräulein, fragte sich in Gedanken Marie und beobachtete sie. Das Fräulein stieg auf ihr Roß, blickte Marie traurig an: „Es ist mir nicht vergönnt, länger bei den lieblichen Elfen zu weilen. Doch bevor ich gehe, werde ich dir etwas zeigen. Schließe deine Augen.“ Marie tat, wie gewünscht. Vor ihren Augen öffnete sich eine wundersame Welt. Die Brandenburg stand in ihrer ganzen Schönheit vor ihr, von den Ruinen war nichts mehr zu sehen. Edelfräuleins und Ritter spazierten Hand in Hand über die Wiese vor dem Burghügel. Ritterkämpf wurden veranstaltet, doch nur zum Schein. Kein Mensch sollte verletzt werden und dies war richtig. In den Zweigen der Bäume saßen bunt gefiederte Vögel, sie zwitscherten wundervolle Weisen. Marie öffnete ihre Augen. Sie erblickte die jetzige Welt. Vor ihr verwandelte sich das weiße Pferd in ein schwarzes Roß. Seine Augen glühten, aus den Nüstern loderte feuriger Atem. Es blickte Marie böse an, scharrte mit den Hufen, bäumte sich auf und stürmte mitseiner Reiterin davon, dem Walde zu. Die weiße Frau war verschwunden. Schon beim Anblick des wütenden Hengstes flohen die Elfen durch ein Tor aus Licht, was sich vor ihnen auftat, in ihre Feenwelt. Marie sah ihnen nach. Das Licht-Tor verschwand.
Suchend lief Marie den Weg von der Burg hinab, abermals durch den düsteren Wald. Die Windsbraut brauste durch das Geäst der Bäume, sodass die Zweige kackten. „Kehr um, kehr um!“ ertönte ihre Stimme. Marie achtete nicht darauf. Nach einer Weile erschien ein Mädchen mit einem jungen Mann. Beide waren durchsichtig, wie in weißem, Nebel eingehüllt. Die hellen Haare des Mädchens wurden durch einen Blumenkranz geschmückt. „Erlöse uns, erlöse uns“ bat sie. Dabei sahen beide Marie bittend an. „Ich kann euch nicht erlösen, ich kann nur für euch beten.“ Marie erkannte das Mädchen als jene Gestalt, die ihr auf der Burg begegnete. Flüsternd sprach das Mädchen: „Ich lebte als Edelfräulein in dieser Burg. Viele Ritter warben um mich, sie wollten mich zur Frau. Doch keiner war mir gut genug. Da verfluchte mich ein Edelmann, den ich ablehnte. Ich solle auf dieser Burg und dem angrenzenden Wald in aller Ewigkeit als ruheloser Geist umher irren. Als ich eines Tages einsam starb, fand ich mich in diesem Wald wieder. Seltsame Wesen bewachen mich.“ Ihre Stimme klang wie das Säuseln des Windes. „Als ich alleine im Wald war, begegnete mir dieser junge Mann. Es verliebte sich in mich, obwohl ich schon ein Geistwesen war. Er gab sein Leben für mich, als er gegen die unheimlichen Kreaturen kämpfte. Seitdem ist auch er gefangen in diesem Wald und der Burgruine. Er ist mein Beschützer, ich liebe ihn. Es wird bald dunkel. Dann kommen die gräßlichen Wesen. Bitte beeile dich.“ Marie zeigte keine Angst. Sie betete inbrünstig gen Himmel um Erlösung für die beiden gefangenen Seelen. Heulend fuhr der Wind durch die Bäume, als wenn der „wilde Jäger mit seiner Geisterschar“ hinter ihm her wäre. Äste schienen nach ihr zu greifen zu wollen. Marie störte es nicht. Sie stand geschützt im Lichte ihres Herrn und Erlösers. Marie betete weiter. Nach mehreren Minuten tat sich der Himmel auf. Wunderschöne Engel von lieblicher Musik begleitet, schwebten hernieder, ergriffen die zwei sich liebenden Seelen und erhoben sich mit ihnen in Begleitung der weißen Frau. Marie blickte ihnen freudig nach, bis sie verschwanden. Eine plötzliche Angst beschlich Marie. Waren die Kreaturen noch da? In jenem Moment erschien eine strahlende Gestalt vor ihren Augen. „Hab keine Angst, ich bin bei dir“, flüsterte eine sanfte Stimme. „Ich bin dein Engel, von meinem Herrn und König gesandt.“ Marie war erleichtert. Jede Furcht wich von ihr. Die teuflischen Wesen verschwanden, schon von jenem Moment, als die Engel erschienen, um die weiße Frau mit ihrer Tochter und den jungen Mann in den Himmel zu holen. Marie ging glücklich nach Hausen, von ihrem Engel behütet. Dieses Erlebnis im Walde mit der weißen Frau war keine wahre Begebenheit der Marie.
In Wirklichkeit ist die Brandenburg ein idyllischer Ort, umgeben von Wald und Wiesen. Die Burg befindet sich in Thüringen zwischen Lauchröden und Göringen, nicht weit von Eisenach.
Es ist fraglich, ob das Geisterfräulein noch auf der Burgruine ist, denn laut Sage soll sie sich dort aufhalten. Die Werra fließt unterhalb der Burg entlang. Alle zwei Jahre finden auf der Brandenburg Ritterspiele statt.