H. Saalfeld (66)

Die Geschichte vom Schneeflöckchen – ein Wintermärchen

Ein Schneeflöckchen vom Himmel schwebt. Der Wind es auf und nieder hebt.
So tanzt es lustig hin und her, und schwenkt sein Röckchen immer mehr.
Es blitzt und blinkt im Sonnenstrahl, und fühlt sich wie auf einem Ball,
wo es sich anschließt all den Andern, um fröhlich auf die Erd zu wandern.

Dann landet es auf einem Blatt. Das ist ganz dürr, vor Kälte matt.
Es hält sich fest, bleibt ruhig liegen, und läßt sich schön im Winde wiegen.
Doch weil es weiter Flocken schneit, hat bald das Blatt ein weißes Kleid,
denn Schneeflockenschwestern sitzen dicht und bilden eine dicke Schicht.

„Ach, ihr wärmt mich aber schön, die Decke ist so angenehm!“
Hört das Schneeflöckchen leis‘ raunen, denn der Schnee wärmt so wie Daunen.
Es lugt vom Blatt hin zu den Zweigen, die sich von der Schneelast neigen.
Sieht das Geäst, den Stamm vom Baum, eingehüllt in weißem Flaum.

Mehr will es sehn, das kleine Flöckchen, und zerrt so sehr an seinem Röckchen,
dass es kopfüber runter fällt und sich die kleine Nase prellt.
Das Bäumchen aber spricht und lacht: „Hast einen Purzelbaum gemacht!
Liegst nun auf meinen kalten Wurzeln, da kannst du nicht mehr runterpurzeln!“

„Komm her und wärme meinen Stamm, der ist so eisekalt und klamm.
Die Schneeschicht ist noch viel zu dünn, zu wenig Flocken kommen hin.
Deckt mich der Winter richtig zu, dann kann ich gut schlafen, hab‘ ich Ruh.
Ich sammle Kraft und Energie, um neu zu grünen wie noch nie!“

So sprach der Baum. Das Flöckchen winkt! Viel mehr Schnee noch heruntersinkt.
So ist das Bäumchen gut geschützt, kein Frost mehr in den Wurzeln fitzt!
Das Schneeflöckchen aber ist sehr stolz, denn ganz viel Schnee bedeckt das Holz,
und erst im Frühling, wenn es taut, werden die Tropfen gut verdaut.

Das Wasser wird das Bäumchen tränken, ihm neue Lebenskräfte schenken.
Dann kann es blühen, Früchte tragen, wird prächtig sein an vielen Tagen.
Das Schneeflöckchen aber, so winzig klein, wird immer wieder nützlich sein.
Es wird gebraucht zu seiner Zeit, im Winter, wenn es wieder schneit!

Hannelore Saalfeld

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Das Vogelhäuschen

Seit ein paar trüben Tagen schon
ist in der Hecke Rebellion,
denn Amseln, Finken und auch Meisen,
um das Vogelhäuschen kreisen.
Noch ist das Futterhäuschen leer,
die Vögel finden fast nichts mehr.

Der Sommer ist mit seinen Füllen
vorbei. Es liegen leere Hüllen
von Beeren und von Früchten da,
die Nahrung wird für Vögel rar.
Der Regen peitscht, es bläst der Wind,
wir müssen füttern ganz geschwind.

Die Vögel haben schön gesungen,
das ganze Jahr hat es geklungen,
dafür sagen wir ihnen Dank
und legen Futter auf die Bank.
Doch kaum wurde das Korn entdeckt,
sich eine ganze Schar schon neckt.

Jedes will den besten Brocken
und nicht nur im Abseits hocken,
bis es endlich an der Reih
zetert es und macht Geschrei.
Schaut, wie sie zanken, wie sie gängeln,
und sich am Futterhäuschen drängeln!

Doch nach einer halben Stunde
fliegen sie alle eine Runde.
Jedes Vögelchen ist satt,
ist zufrieden, müde, matt.
Sucht zum Schlafen sich ein Plätzchen,
wo nicht hinkommt unser Kätzchen.

Hannelore Saalfeld

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Generationsproblem

Ist man jung, versteht man nicht,
wie die Alten denken.
Schießt hinaus schnell über’s Ziel,
tut sie damit kränken.

Trifft sicher einen wunden Punkt!
Man möchte sie bekehren.
Dabei war’s gar nicht so gemeint
– will man sich selbst belehren.

„Wenn man mal nur nicht wird wie sie!“
So ist die Redewende!
Die gleichen Fehler macht man auch,
bemerkt man dann am Ende!

Denn selbst wer jung ist, altert stets,
die Zeit kann man nicht halten!
Und ehe man sich recht versieht,
gehört man zu den Alten!

So hat ein jeder Mensch das Recht,
Fehler zu begehen.
Dass diese sich stets wiederhol’n,
das wird man selber sehen!

ln jeder Generation
wird man das Gleichnis finden,
drum kritisiert das Alter nicht,
es lässt sich nie ergründen!

Hannelore Saalfeld

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Mückensticheleien …

Josefin‘, das Mückenweibchen, hat ein schmales schlankes Leibchen,
und mit dem Rüssel kann sie stechen, alle Weltrekorde brechen.

Sie wohnt geschützt in einem Ritz im Schlafzimmer von Opa Fritz.
Hockt tagsüber in dunkler Ecke. Hinterm Schrank ist ihr Verstecke.

Der Opa könnt‘ am Tag sie haschen! Doch sie ist schlau und kennt die Maschen,
wartet deshalb ab die Nacht, weil diese unsichtbar sie macht.

Geht Opa Fritz abends zu Bette, wünscht er sich eine stille nette
Nacht, die er auch wirklich braucht, weil der Alltag ihn sehr schlaucht.

Und schon nach kurzer Zeit, da herrscht keine Ruh‘ mehr! Opa schnarcht!
Erst ganz leis, dann laute Töne und ab und zu auch ein Gestöhne!

Das dringt an Josefines Ohr und sie kommt hinterm Schrank hervor.
Sie ist erholt, hat Appetit, drum sie es jetzt zum Bette zieht.

Sie gleitet bis zum Bette hin, denn dort liegt ja der Sehnarcher drin.
Er träumt und ist so abgelenkt. „Das passt!“ …Sich Josefine denkt!

Sie schwirrt nun über ihn im Kreis. Es riecht so angenehm nach Schweiß!
Nun dreht er sich, entblößt sich so. Die Mücke landet auf dem Po.

„Was ist das für ein Hinterteil!“ Das findet Josefine geil,
fährt aus den Stachel, kommt zur Sache! Sie sticht und sticht, doch hält sie Wache.

Sie saugt und schmatzt, ist endlich satt! Und Opa viele Stiche hat.
Noch hat er die nicht wahrgenommen, die Sinne sind vom Schlaf verschwommen.

Am Morgen juckt es sehr am Schinken. Ganz besonders auf der linken
Backenseite sind die Flatschen. Opa Fritz springt in die Latschen!

Er schlurft ins Bad, um dort zu kühlen, und um die Pickel abzufühlen.
Schmiert Salbe drauf, es juckt noch mehr. Wo kam bloß diese Mücke her?

Die Mücke, vollgefressen, ruht. Doch tags darauf bekommt sie Mut,
Den Opa auch am Tag zu plagen und Opa tut die Mücke jagen.

Sie schwirrt voran, er hinterher! Das schnelle Laufen fällt ihm schwer!
So treibt sie ein gar böses Spiel. Das wird dem Opa Fritz zu viel!

Da Opa nicht der Schnellste ist, hilft nur noch eine arge List!
Vorhänge zu und Rollo runter. „Dich krieg ich schon!“ sagt Opa munter!

Nicht lang, hört Opa Fritz ein Summen. Er lässt die kleine Mücke kummen,
macht an das Licht und haut gleich zu! Nun ist sie breit und er hat Ruh!

Opa Fritz zeigt keine Gnade, denn um die Mücke war’s nicht schade!
Sie hat gestochen und gebissen! Da kennt der Opa kein Gewissen!

Das war der Mücke jähes Ende! Opa Fritz reibt froh die Hände!
Erschlagen hat er sie zur Strafe, kann träumen wieder gut im Schlafe.

Und die Moral von der Geschieht‘: Wenn eine Mücke dich mal sticht,
dann haue drauf und mach sie nieder, denn sonst kommt sie immer wieder!

02.09.2018
Hannelore Saalfeld

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Kräutertrocknungsaktion – damals

Schon lang ist es her, in alter Zeit,
als Ordnung noch herrschte und Sittsamkeit,
da wurde nicht herumgegammelt,
da wurde fleißig noch gesammelt.
Nicht Lumpen nur, Papier und Flaschen,
Heilkräuter füllten Körbe und Taschen!
Das Kraut wurde von Apothekern bestellt,
und brachte der kleinen Dorfschule Geld.

Die vielen Kräuter, würzig und kräftig,
rochen so gut, und man war beschäftigt,
die auf dem Schulboden aufzuhängen,
wo sich auf Leinen die Bündel drängen.
Der Dachboden war schön warm und trocken.
Da konnte man bei den Kräutern hocken
und diese wenden und wieder dreh’n,
denn dabei trockneten sie so schön.

An einem Sommertag sprach der strenge Lehrer,
zu einem Schüler aus Thal, er war nicht sein Verehrer:
„Gehe gleich auf den Boden, die Kräuter zu wenden,
und fühl ob sie trocken sind mit deinen Händen.
Schon morgen werden die Kräuter verpackt,
sortiert, beschriftet und eingesackt.
Der Apotheker holt ab, er hat sie bestellt,
und die Schule bekommt wieder ein paar Pfennig Geld!“

Gesagt, getan! Der Schüler ging los,
doch war sein Verlangen nach den Kräutern nicht groß!
Wozu sollte er dieses Zeug kontrollieren
und den Trocknungsgrad der Krautbündel studieren?
Er stieg auf den Boden voll Arglist und Tücke.
Doch hatte ihn der Lehrer im Blicke!
Treppe hoch, gleich zum Boden, da hat’s den Lehrer getroffen,
denn der Bengel hatte gerade den Hosenstall offen!

Und er pinkelte, gezielt, mit kräftigem Strahl
auf die Kräuterbündel! Des Lehrers Gesicht wurde fahl!
Er konnte kaum seinen Augen trauen!
Ach, so ein Schreck und ein Bild voller Grauen!
Er packte den Bengel voller Wut und Zorn,
und zog ihm lang die beiden Ohr’n,
zerrte ihn unsanft die Treppe hinunter
und brüllte: „Saukerl, jetzt erlebst du ein Wunder!“

Es wusste der Bengel nun ganz genau,
der Lehrer haut ihn den Arsch grün und blau!
Es half kein Jammern und kein Klagen,
der Schlingel musste es ertragen.
Die Kräuter versaut, das Geld war perdü,
vergebens die ganze Arbeit und Müh!
Kräuter neu sammeln, das war nun vorbei,
denn auf den Wiesen lag nur noch das Heu!

So hat sich’s in Thal einstmals begeben.
Lehrer und Schüler sind nicht mehr am Leben!
Es war eine andere, für uns fremde Zeit,
als Schüler zu sein in den Schulen heut!
Kein Lehrer wird mehr erheben die Hand,
stellt einen Schüler zur Straf‘ an die Wand!
Trotzdem – es fehlt an Gehorsam und es fehlt der Respekt!
Das Schulsystem heute ist auch nicht perfekt!

Hannelore Saalfeld

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Überfluss und Untergang

Der Mensch geht oft achtlos durch die Welt,
die ihm alles bietet, am Leben hält!
Er kann es nicht schätzen, denn der Überfluss
zwingt ihm auf seine Gier, bis hin zum Verdruss!

Nie war er hungrig, kannte nicht Not,
weiß nicht zu ehren das kostbare Brot.
Weiß nicht, wieviel Mehl man wiegt,
bis ein Brot fertig im Backofen liegt.

Dass das Korn auf dem Feld erst gedeihen muss,
bis es zu Mehl wird, ganz zum Schluss!
Es kümmert ihn nicht! Er hat es jeden Tag frisch,
denn es liegt ja immer auf seinem Tisch.

Erst, wenn das letzte Korn ist gesät,
und das Getreide im Wind nicht mehr weht,
dann würde er wissen: Brot für die Welt,
ist tausendmal wichtiger als Reichtum und Geld!

Es wäre gut, wenn der Mensch begreift!
Freundschaft und Mitgefühl in ihm reift,
wenn er teilt! Gerecht ist, zu jeder Zeit,
ist er für ein ehrbares Leben bereit!

Hannelore Saalfeld
Januar 2018

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