Gedicht
Sehnsucht
Mein Atem
Langsam und schwer
An dich zu denken
Schmerzt so sehr
Ich breche zusammen
Ich kann nicht mehr
Meine einsame Welt
Die nun nichts mehr hält
Vor dem Einsturz
Der mich verändert
Blasse Dunkelheit
In eisigem Rauch
Ich versteck mich davor
Vor der Lüge
Die um mich haucht
Kälte
Die mich erzittern lässt
Jede Träne gefriert sofort
Ich will zu dir
Zu dem fernsten Ort
Wahrheit verblasst
Das Licht verlässt
Mich und dich
In getrennten Welten
Zwischen den Wellen
Alle meine Zellen
Erfrieren im traurigen Schnee
Süße Wärme umspült mich
Und auf einmal
Ich fühl‘ ich dich
Emma Bätzel
Männliches Maienlied
man(n) singt im mai
„sie liebt mich doch
sie ist so frei
sie liebt mich nicht
sie liebt mich noch“
und hofft darauf
dass sie verspricht
was man(n) von herzen glaubt
„im bauche fliegen schmetterlinge
das ist ja wohl erlaubt
wenn ich auf grünen wiesen springe
dann komm
mein schatz
und folge mir
wir finden einen platz
ich male dir
auf glanzpapier
was ich für dich empfinde
schon wehen lind die winde
und bringen frühlingsdüfte
die unsre nasen streicheln
ich fasse deine hüfte
und muss dir ständig schmeicheln
wie schön du bist
mein maienkind
wenn der november trist
mir meine seele trübt
dann denke ich geschwind
an dich
die mich so liebt … “
Das Alter
Vor dem wir uns
Manchmal fürchten
Beginnt dann
Wenn wir nicht mehr
Staunen können
Wenn unsere Augen
Uns stumpf verraten
Wenn uns Häme
Und Neid auffressen
Und alle Falten
Im Gesicht
Nach unten zeigen
Wenn uns
Das Lachen eines Kindes
Nicht mehr ansteckt
Zu Frohsinn und Alberei
Wenn wir allein
In uns gefangen sind
Dann beginnt das Alter
Weichen stellen
Jeden Tag das Gleiche machen,
jeden Tag dieselben Sachen,
immer über alles wachen,
niemals Euphorie entfachen.
Wie ein Punkt in großer Menge,
blieb gefangen in der Enge
und verloren im Gedränge,
wie ein Lied voll stummer Klänge.
Ich sah dunkelste Kolosse
stets nach außen hin verschlossen,
sah wie Einsamkeit die Wege stopft.
„Was will ich hier?“, drang in meinen Kopf.
Alltag wog so schwer wie Blei,
doch ich dachte, Gedanken sind frei?!
Um mich rum nur Fragezeichen
fragten mich: „Wohin entweichen?“
„Ausweg!“ war der Ruf zur Tat.
Ausweg war, worum ich bat.
Da blieb ich stehen in der Masse,
formte meine eigne Gasse.
Ich verließ sie, die Unendlichkeit,
doch der Weg danach schien schwer und weit.
Rannte weg von alten Lügen,
die mich nochmal neu betrügen,
über Wägen ohne Räder,
mein einziger Freund die weiße Feder.
Alltag wog so schwer wie Blei,
doch ich wusste, Gedanken sind frei!
Wollte tanzen einen Reigen
und nicht nur die Ruhe anschweigen,
die Liebe erleben
und mich nicht der Angst ergeben.
Wollte Berge bezwingen
und auch mit Tränen ringen,
vielleicht sogar vor Kälte frieren,
doch niemals wieder die Freude verlieren.
Und jetzt?
Nun, jetzt schau ich mich im Spiegel an,
seh‘ ein Mädchen, das alles schaffen kann.
Es blickt nach vorn und nicht zurück,
denkt an morgen, denkt an Glück.
Von Viktoria Hennlein
Auf der Suche …
Noch immer auf der Suche,
noch immer ohne Ziel,
noch immer voller Unrast
verlange ich zu viel?
Die Augen voller Sehnen,
das Herz voll Zuversicht.
Und trotzdem mit dem Wissen:
Das Ende kenn ich nicht.
Lebt vielgelebte Träume,
oft trunken fast vom Glück.
Durchschritt zerquälte Räume –
die Sehnsucht nahm ich mit.
Bin noch nicht angekommen
trotz aller innrer Pein,
und frage mich beklommen,
wie wird das Ende sein?
Will noch nicht akzeptieren,
dass ich auch endlich bin.
Bin weiter auf der Suche
nach meinen Zielen hin.
Christa Schreiber
Endlichkeit
Es gibt die Nacht die Sonne frei,
lässt sie vom Schlaf erwachen;
still schwimmt der Ond.
Ich frag mich, was des Tages sei,
ob Weinen oder Lachen,
das in mir wohnt.
Der Himmel blaut, ein leider Hauch
von einem fernen Frühlingstag,
mein Herz schlägt laut.
Verschlafen wachen Vögel auf,
der erste leise Lerchenschlag
ist mir vertraut.
Ich grüß den Morgen nach der Nacht,
die ewig mir schienen ist;
wie schon so oft.
Mir scheint, es hat jemand gelacht,
der so wie ich nach dieser Nacht
mit mir gehofft.
Ich frage mich, was soll der Schmerz
so schwer auf meiner Seele
wie ein Gewicht.
Die Ungewissheit drückt mein Herz
kann mir jedoch die Antwort wählen:
Verzage nicht.
Christa Schreiber