H. Saalfeld (66)

Gedanken zum Frühling

Ich stehe am Fenster
und schaue hinaus.
Der Tag, der beginnt,
sieht so friedlich aus.
Die Sonne schickt
ihre goldenen Strahlen,
als wollte sie
damit die Erde bemalen.

Der Nebel verdunstet,
steigt langsam empor.
Die Vögel, die zwitschern
vergnüglich im Chor
und bringen
dem jungen erwachenden Tag
ein fröhliches Liedchen.

Wie ich es mag!
Die Schönheit bezaubert.
Und ich stehe da.
Der Frühling,
der ist schon zum Greifen nah!
Das Wunder Natur,
das so fasziniert,
weil man hautnah
die Kräfte des Lebens verspürt.

Dank an den Schöpfer!
Ich kann das Leben genießen,
kann jeden Tag sehen,
wie die Blumen sprießen!
Ich weiß es zu schätzen,
dass ich bin auf der Welt,
weil mir das, was ich liebe,
so gut gefällt.

Hannelore Saalfeld

1

Nimm Dir Zeit …

Nimm Dir Zeit!
Schau, wie die Blumen blühen,
wie Wolken hoch am Himmel ziehen.
Wie die goldenen Sonnenstrahlen
Licht- und Schattenbilder malen.
Wie es grünt in der Natur,
tausend Farben – Tupfer nur!
Wie es dampft nach einem Regen.
Wie Nebel steigt, muss sich bewegen.
Durch des Windes sanften Hauch
löst er sich auf wie weißer Rauch.
Und wie der Regenbogen spannt,
baut eine Brücke übers Land!
Schaue hin und sei bereit,
nimm Dir die Zeit!

Höre auf die leisen Stimmen
der Insekten, Käfer, Immen,
wenn sie zu den Blüten summen,
Nektar schlürfen, fröhlich brummen.
Schaue, wie die Vögel fliegen,
wie sich der Bäume Wipfel wiegen,
wie Dich ein Schmetterling umschwärmt,
weil Dich die Sonne wohlig wärmt.
Atme tief! Des Sommers Luft
ist angefüllt mit Blütenduft.
Ganz leicht nun wird Dir um das Herz.
Schaue nach vorn, schau himmelwärts!
Freue Dich und sei bereit,
nimm Dir die Zeit!

Hannelore Saalfeld

1

Verpasstes Stelldichein

Der kleine Käfer Sumsemann
fliegt durch den großen Garten.
Er summt und brummt und strengt sich an,
kanns Date kaum noch erwarten.

Sein Herzchen schlägt vor lauter Glück,
denn er traf Fräulein Jette.
Er flog mit ihr ein ganzes Stück,
hing an ihr wie ne Klette.

Die Jette, Käfer gleicher Art,
mit leuchtend grünen Flügeln,
sie schillert in der Sonne zart.
Er war nicht mehr zu zügeln.

Sie wartet schon. Sie macht sich schön
und putzt ihr zartes Kleidchen.
Sie ist verliebt! Muss sichs gestehn,
wird Sumsemannes Bräutchen.

Im roten Mohn, da soll es sein,
da wolln sie Hochzeit machen.
Ein Himmelbett im Sonnenschein,
der Mond wird sie bewachen.

Deshalb fliegt Sumsemann ganz schnell,
ist fast in Jettes Nähe.
Doch dann wirds dunkel und zur Stell
ist eine große Krähe.

Sie sperrt im Flug den Schnabel auf,
schluckt Sumsemann herunter.
Das Schicksal nimmt so seinen Lauf,
der Käfer, er geht unter.

Die Jette sich im Mohnbett wiegt,
sie träumt von ihrem Käfer.
Darin sie sicher heut noch liegt,
als Dauerträumerschläfer.

Hannelore Saalfeld

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Aus der Schule geplaudert…

In meiner Schulzeit gab es viele Ereignisse, an die ich gern zurückdenke. An eine Lehrerin erinnere ich mich besonders und möchte ihr mit dieser Geschichte ein Andenken setzen.

Fräulein Köllner war Deutschlehrerin, sie war damals schon ein „altes Fräulein“. Mit Leidenschaft versuchte sie, uns Kindern die Deutsche Sprache näher zu bringen. Viel Geduld brachte sie auf, wenn Schüler in der Lesestunde die Sätze nicht fließend lesen konnten, doch sie hatte Erfolg. Im Fach Deutsch gab es auch die Unterrichtsstunde „Schönschrift“. Wir durften uns einen Text aussuchen, diesen in unser Heft übertragen und das Geschriebene verzieren, zum Beispiel mit Blumenranken. Schriftbild und Umrahmung waren eine Einheit und wir prägten uns die Worte besser ein. Fräulein Köllner regte auch unsere Phantasie an, Gedichte zu verfassen und diese Vierzeiler vorzutragen.

Zum Deutschunterricht gehörte ebenso das Schreiben von Diktaten, für meinen Mitschüler Siegfried ein Greul. Fünfunddreißig Fehler waren Standard. Er hatte eine Rechtschreibschwäche, was damals aber nicht erkannt wurde. Fräulein Köllner war am Verzweifeln. Sie wollte helfen und bestimmte einige Schüler, die mit Siegfried nach dem Unterricht übten. Langsam stellte sich eine Verbesserung ein. In den nächsten Diktaten machte Siegfried nicht mehr fünfunddreißig, sondern nur noch fünfzehn Fehler, trotzdem war die Benotung eine „Fünf“. Sie stand in der Klasse und lobte Siegfried! Die „Fünf“ musste sie geben, aber für seine Mühe bekam er in den Kopfnoten „Fleiß“ und „Mitarbeit“ jeweils eine „Eins“ eingetragen. Wir freuten uns über diese Belobigung. Siegfried schaffte die „Achte Klasse“ und begann eine Lehre in der Landwirtschaft. Leider gibt es diese Kopfnoten, ein gutes Mittel, die Lernwilligkeit zu belohnen, heute nicht mehr.

Unser erstes Klassentreffen wurde nach fünfundzwanzig Jahren organisiert. Mich hatte es von Brandenburg nach Thüringen verschlagen, dadurch hatte ich fast keine Kontakte mehr. Die Einladung erhielten auch einige Lehrer, Fräulein Köllner war dabei. Nacheinander berichtete jeder über Familie, Beruf und Hobbys. Ich staunte, als Siegfried an die Reihe kam. Er hatte einen Fuhrbetrieb aufgebaut. Scherzhafter Weise sagte er, dass er sich nun eine Sekretärin leisten kann, denn „das Schriftliche liegt mir ja nicht so…!“  Wir lachten, denn wir kannten seine „Schwäche“.

Fräulein Köllner hörte aufmerksam zu, sie war sehr glücklich. Hatte sich doch ihre Mühe und ihre Liebe zum Lehrerberuf gelohnt!

Hannelore Saalfeld

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Der Birnbaum

Auf einer Wanderung mit Vereinsfreunden besuchten wir den Hainich. Es war ein schöner sonniger Tag, der uns nach Hütscheroda führte, wo auch die Wanderung begann. Bunt hatte sich das Laub an den Bäumen gefärbt. Diese Farbenpracht war Balsam für die Seele. Wir fanden Zeit, uns zu unterhalten und manches Problem wurde mit jedem Wanderschritt leichter. Nachmittags, am Skulpturenweg angekommen, schien die Sonne mit aller Kraft. Unter einem der alten verwilderten Birnbäume war es auszuhalten, denn er warf genügend Schatten. Die Verschnaufpause tat gut und ein Blick in die dicht belaubte Baumkrone zeigte viele kleine Früchte, von Insekten umschwärmt. Es war ein Summen und Brummen. Die Melodie wurde durch das Windspiel der Blätter ergänzt. Da ergriff unsere Wanderfreundin Erika das Wort. Sie zog aus der Tasche ein Blatt Papier hervor.

Sie, schon Mitte Siebzig, aus dem Havelland stammend, begann, uns die Ballade von Theodor Fontane „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland … “ vorzutragen. Wir staunten, denn das Gedicht von dem edlen Birnenspender kannte wohl jeder. Es passte genau zu unserer Wanderpause unter dem Birnbaum. Wir klatschten Beifall und Erika freute sich. Danach wurden die Wildbirnen verkostet und alle waren überrascht, weil diese vorzüglich schmeckten!

Leider stellte sich einige Monate später heraus, dass Erika fortschreitende Demenz hatte. Ein Schock, sie musste ins Pflegeheim.

Ein Familienausflug in diesem Frühjahr führte uns ins Brandenburgische nach Ribbeck. Das Dorf präsentiert sich als netter kleiner Ort mit landestypischen Wohn- und Gasthäusern, Bauernläden, einer Dorfkirche und dem Schloss, alles rund um den Marktplatz angeordnet. In der Dorfkirche besuchten wir die Fontane-Ausstellung, bewunderten den Stumpf des alten originalen Birnbaums, den Freiherr von Ribbeck gepflanzt haben soll und auch den neu gepflanzten Birnbaum im Garten an der Kirche. Es war eine wunderbare Reise in die Geschichte.

Wieder zu Hause kreisten meine Gedanken um das Erlebte und um Erika. Das muss ich ihr erzählen! Ich besuchte sie im Pflegeheim und, obwohl sie geistig abwesend schien, zeigte ich ihr die Postkarte mit dem berühmten Birnbaum und dem Gedicht. Leise las ich die ersten Zeilen und dann, leise aber deutlich, stimmte Erika ein und gemeinsam beendeten wir die Ballade. Das war Musik in meinen Ohren! Mit einem glücklichen Lächeln drückte sie meine Hand.

Hannelore Saalfeld

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Am Weihnachtsabend

Es weihnachtet! Die grüne Tanne
ist geschmückt als Weihnachtsbaum.
Und in der großen Bratenpfanne
da schmort die Gans, gefüllt mit Pflaum‘.

Ein Feuerehen brennt im Kamine,
heizt in der Stube richtig ein.
Wir sitzen da mit froher Mine,
weil wir uns auf den Abend freu’n!

Bald wird es an der Türe schellen,
dann kommt der liebe Weihnachtsmann!
Der Vater öffnet dem Gesellen
und bringt ihn in die Stube dann.

Für Mutter, Vater, für die Kinder,
hat er was Schönes mitgebracht!
Dann muss er weiter! Es ist Winter
und eine kalte Weihnachtsnacht.

Hannelore Saalfeld

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