Gedicht

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Ein Heiliger Geist über uns wacht

Hört Leute, es ist Weihnachtszeit,
die Glocken läuten, es strahlt lauter Herrlichkeit.
Die Kerzen, sie brennen im Schatten der Nacht,
ein Heiliger Geist heut‘ über uns wacht.

Er geht durch die Straßen,
wo die Leute noch saßen.
Glücklich und zufrieden geht er herum,
Terror und Krieg bleiben für einen Tag stumm.

Eine Stimme den Schwachen, Armen und Kranken,
nicht denen, die sich nur zanken.
Die Welt ist voller Unterschiede,
warum herrscht hier kein Friede?

Der Heilige Geist im Winde zerzaust,
geduldig und konzentriert ballt er die Faust.
Er lächelt kurz, lässt Häuser zurück,
öffnet seine Hand und es entströmt pures Glück.

Das Glück durchfließt die ganze Welt.
Kannst du es fühlen? Oder doch nur das Geld?
Ein Heiliger Geist, der über uns wacht,
was wollt ihr Großen also noch mehr Macht?!

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Romantik

Und still! Die Welt hebt an zu singen,
Dort wo Aurora flammend weht.
Das Zauberwort fängt an zu klingen,
Das hinter allen Dingen steht.

Dionysos! Oh komm herbei,
Sodass man deinen Odem spürt.
Oh werd‘ mir jener Rausch zuteil,
Der stets zu neuer Schöpfung führt!

Mich treibt die Sehnsucht immer fort,
Kein Ruhen in dem Schoß der Welt.
Zieh wechselnd hin von Ort zu Ort,
Da immer mir noch etwas fehlt.

Von Wartburgs hügligem Idyll,
Gen Süden zu des Neckars Auen,
Wo man lebend’gen Geiste will;
Hinein ins Herz der schönen Frauen.

Novalis steigt aus Nacht empor,
Singt mir von seinen Nebelwelten.
Den Zeus zum frühen Tod erkor,
Um jungem Genius nah zu gelten.

Ins Morgenland mit Hesse gehen,
Beim Wandern jeden Traum ersinnen.
Mit Nietzsche in den Abgrund spähen,
Um dann grad so noch zu entrinnen.

Mit Werther durch die höchsten Stunden,
Seit an Seit mit Lotte liegen.
Um wild und frei und ungebunden,
Alles Glück der Welt zu fühlen.

Damit der Zauber sich erhält,
Werd‘ ich hier Feuerlieder singen.
Entgegen jenes Nichts der Welt,
Mein ganzes, kleines Dasein bringen.

Sebastian Garbsch

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Der Winter

Schneemann bauen, das macht Spaß,
hoher Schnee bedeckt das Gras,
kalter Wind pfeift durch die Bäume,
so sehen sie aus, die Kinderträume.

Hier am zugefrornem‘ See,
rundherum liegt glitzernd‘ Schnee,
Kinder sausen auf Schlittschuhkufen,
„Winter ist schön!“, hör ich sie rufen.

Emilia Oßwald

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Der Frühling naht!

Der Amsel schönstes Lied erschallt,
über Felder, Wiesen und grünem Wald.
Schneeglöckchen, Märzenbecher und Krokusse blühn,
die Schwalben werden auch bald wieder heimwärts ziehn.

Wir warten noch ein Weilchen,
dann blühen wieder Flieder und Veilchen.
Der Rose süßer Duft kommt später,
denn den kennt wohl jeder.

Die schöne Zeit geht ach so schnell vorbei,
aber es wird auch wieder Mai.
Der Sommer lässt noch auf sich warten,
um dann richtig durchzustarten.

Du bist auch wie Blume, Baum und Strauch –
du blühst und verwelkst auch.

Irmgard Braun (Kittelsthal)

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Und wie war dein Gesicht?

Mehr und mehr entfernst du dich von mir,
nur ein fahler Schatten bleibt von dir.
Schemenhaft Gesicht und Hand –
unvorstellbar, wie ich zu dir fand.

Klar und klarer dafür jeder Ort,
deutlicher auch das gesprochene Wort.
Lupenrein das Zimmer und die Stadt,
die uns damals aufgenommen hat.

Könnt dir malen jeden Pflasterstein,
Regennächte, Tagessonnenschein,
jede Nummer jeder Straßenbahn
und die Menschen, die wir damals sahn.

Ich weiß jede Lampe auf dem Weg,
kenn, ihr Licht; und wie du dich erregt,
als die Kerze ausging in der Nacht –
es ward dunkel, du hast hell gelacht.

Weiß das Buch, in dem ich wartend las,
kenn den Garten noch, das Haus, das Glas
in das Wein ich goss, den ich dir dann gereicht,
weil er rot war, drum bist du erbleicht.

All das bleibt im Leben,
hat Gewicht,
alles weiß ich –
wie war dein Gesicht?

Christa Schreiber

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Für meinen Mann (in Memoriam)

Um Jahre älter bin ich nun seit heute –
nicht im Gesicht und nicht an Haut und Haar –
doch alles, was mich hielt und was mich freute,
was Sonnenlicht und was mir Leben war,
hast du mit deinem Fortgehn‘ mir genommen;
ließt leer zurück mich, gleich dem Trauerbaum,
geraubt des Frühlingsblüten und die Frucht des Sommers,
beraubt des Bodens und geraubt den Traum.
Bin ohne Erde nun und ohne Sonne,
hab keine Träume mehr und auch kein Lied,
nutzlose Zweige nur an meinem Stamme,
und statt der Flamme mir die Asche blieb.
Kein Hauch des Frohsinns wird sie neu entfachen,
kein Ton wird reihen sich zum Klang.
Verweht das glückdurchdrängte Lachen,
vorbei die Melodie, die Liebe sang.
Ich steh‘ vor mir und kann mich nicht erkennen;
es schwand mein Ich, dass nur mit dir gelebt,
weiß nicht, wie soll ich mich ab heute nennen,
und aller Schmerz der Welt will mich verbrennen
seitdem du gingst – ich kenn nicht deinen Weg.

Doch leben ohne „ich“, wem ist das schon gegeben,
so treib ich neue Wurzeln, such mir neuen Halt.
Vielleicht, dass ich auch wieder Frühlingsblüten trage,
dass Frucht mir wächst an herbstdurchwehtem Tage
vielleicht bin ich für eine neue Liebe nicht zu alt –

vielleicht.

Christa Schreiber

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