Gedicht

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Dies ist mein Land

Bin weit in meinem Land umhergegangen,
hab Seen gegrüßt und Berge steiler Hänge,
und hab die Sonnenstrahlen für dich eingefangen,
und hab gefühlt: Dies ist mein Land.

Mein Land bist du und bist mein Lied.
Dein Herzschlag geht durch alle meine Jahre,
dein Atem ist der meine,
du, meine Heimat,
meine einzig wahre.

Ich sah die Felder wogen unter reifer Frucht,
und sah die Schiffe fahren schwer von Fracht,
Ich hab für dich der Kinder Lachen mitgebracht,
und hab gefühlt: Dies ist mein Land.

Ich hab der Universitäten Geist erlebt,
und wie der Arbeiter das Wort ergreift.
Und wie die Blume an den Wegesrändern reift;
ich bring sie dir, dir, meinem Land.

Mein Land bist du, und bist mein Lied,
dein Herzschlag geht durch alle meine Jahre.
Dein Atem ist der meine,
du, meine Heimat,
meine einzig wahre.

Christa Schreiber

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Abschied und Neubeginn

Ein letzter Flecken Schnee
in einer Senke sich versteckt,
weiß, wie die Schleierwolke,
die das Himmelsblau bedeckt.
Der Winter ging, ließ zum Gedenken

noch diesen einen Gruß.
Der Frühling kommt, er muss,
wenn auch auf leisen Sohlen,
zaghaft und mild,
um alle zu beschenken.

Geputzt die blinden Winterfenster,
gewechselt die verblichenen Gardinen,
um schrankenlos der Sonne nun zu dienen,
und dunkle Zeiten allerseits zu heilen.
Gefegt die winterlichen Straßen,

denn in den Gärten prangt ein Farbenmeer
von Frühlingsblüten, freuend Herz und Seelen.
Heimkehr der Vögel, die aus vollen Kehlen
danken all jenen, die ihr Leben hüten.
Die Fröhlichkeit ist überall zu fühlen;

Hoffnung geht auf: Dies wird ein gutes Jahr
Vergessen aller Gram und alle Schmach,
und auch der Streit, der Vieler Liebe trennte;
dies wird ein Jahr der allseitigen Wende;
Wende wovon, Wende für wen?

Wohl auch für den, der zweifelnd hoffte
auf eben dieses Jahr.
Wie wahr, wenn Zweifel sich erklären,
denn gut ist auch, sich dann und wann zu wehren,
damit in diesem Jahr der Mensch wird, was er ist:
Ein Mensch!

Christa Schreiber

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Ruhla ist auch im Dezember schön

Weihnachtsduft und Schneegeruch
zieht durch die Straßen und Stuben.
Silbern glänzt der „Alex-Turm“,
„Miniathür“ schloss seine Luken.

Rodelbahn war Sommerspaß,
Schneekristall nun auf den Bäumen,
überzuckert ihr Gezweig,
Vorweihnachtszeit ist zum träumen.

Widerschein von Fensterkerzen
macht uns die Häuser vertraut.
Selbst das harte Kopfsteinpflaster
schluckt in dem Schnee jeden Laut.

Glockenläuten von Balkonen,
Kirchen erstrahlen voll Pracht.
Christkind wird in ihnen wohnen;
bald schon ist Heilige Nacht.

Ruhla liegt im Winterschlummer,
bereit nun zur Weihnachtszeit.
Und die Vögel haben Hunger,
Atzung für sie steht bereit.

Kneipen und Läden erwarten Gäste –
Tannen – Lametta – geschmückt.
Alle sind bereit zum Feste,
das ihre Herzen beglückt.

Kommt her zu uns und ihr könnt es sehn:
Ruhla ist auch im Dezember schön.

Christa Schreiber

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Von den Zwergen aus unseren Bergen

Letzten Sommer saß ich im Ruhlaer Karolinenpark auf einer Bank, um mich auf meinem Nachhauseweg ein wenig auszuruhen. Geradeaus erhob sich vor mir der Dornsenberg und „Rückendeckung“ gab mir der Breitenberg. Beim Blick nach links sah ich den Kamm des Mühlrains und rechts den Ringberg mit dem Alexanderturm. „Bergstadt Ruhla“ ging mir da gleich durch den Kopf… Dann kam mir sofort in den Sinn, dass vor 30 Jahren genau an dieser Stelle noch niemand daran gedacht hätte, hier allein auf einer Bank mitten im Grünen dem Plätschern des Erbstroms zu lauschen. An dieser Stelle befand sich nämlich die „ERU“, eine der drei großen Industriekombinate unserer Stadt. Hier herrschte geschäftiges Treiben, hier pulsierte das Leben. „Planerfüllung“ stand hier wie anderswo im Fokus, aber auch kulturell war so einiges los. Mir fiel da spontan die jährliche Kinderweihnachtsfeier ein oder der Frühshoppen am ersten Mai mit Bratwurst und Musik der „ERU-Combo“. Ja, es gab echte „Livemusik“!

Nun ging ich mit meinen Gedanken noch weiter zurück: Wie sah es wohl hier aus, als die „ERU“ noch nicht hier stand? Vielleicht so ähnlich wie jetzt?
Irgendwann gab es ja auch in Ruhla die ersten Siedler. Wie man aus der Geschichte des Ortes weiß, waren das Köhler und Messerschmiede, die sich Wasser und Holzreichtum zunutze machten.

Aber was war davor???

Um mir diese Frage zu beantworten, benutzte ich meine Fantasie und machte mir „einen eigenen Reim“ darauf…


Es war einmal ein kleiner Zwerg, der lebte ganz oben im Dornsenberg
in einer Hütte ganz aus Stein und war meistens ganz allein.
Schon hundert Jahre lebte er dort, war nie an einem anderen Ort.
Has‘ und Reh und Hirsch und Schwein lud er öfter zu sich ein.
Drüben an dem Breitenberg lebte auch ein kleiner Zwerg.
Der hatte ein anderes Gemach: ein Hüttchen aus Holz, aus Moos das Dach.
Er konnte über Wiesen zieh’n und wusste, wo frische Kräuter blüh’n.
Jeder lebte für sich allein, keiner kam in sein Reich hinein.
Ein großes Tal dazwischen war, mit einem Bach ganz kühl und klar.
Es gab damals noch keinen Weg, über den Bach noch keinen Steg.
Oftmals sah ein kleiner Zwerg gegenüber hin zum Berg.
Und dachte so für sich allein: wie wird es wohl dort drüben sein?

Eines Tages saß der Zwerg ganz traurig hoch oben im Dornsenberg.
Er hatte starken Schmerz im Rücken und konnte sich gar nicht mehr bücken.
Auch hatte er im Bein noch Schmerzen, das ging ihm alles sehr zu Herzen.
„Wenn ich doch nur etwas fänd‘, das mir Hilfe bringen könnt‘!
Verzweifelt lief er in das Tal, jeder Schritt war eine Qual.
Der Zwerg gegenüber war heut auch ganz traurig, immer allein, das ist doch schaurig!
Er dachte: „Ach was gäbe ich doch her, wenn ich nicht so einsam wär‘!
Vielleicht“, denkt er, „schau ich einmal hinunter in das tiefe Tal.“
Er hatte seinen Pfad gefunden und plötzlich war auch er ganz unten.
So kamen beide irgendwann unten an dem Flüsschen an.
Sie sahen sich ins Angesicht und trauten ihren Augen nicht.
„Juchhe“, rief der vom Breitenberg, „Du bist ja auch wie ich ein Zwerg!
Ich dacht‘ ich wär hier ganz allein! – Doch was ist mit Deinem Bein?
(Osteoporose, Rheuma oder Gicht, kannten Zwerge damals nicht.)
„Gönne Deinem Bein mal Ruh‘ und nimm Arnika dazu.
Reibe dann Dein krankes Bein mit dem Saft der Pflanze ein.“
„Doch,“ sagte nun der andere Zwerg, „die wächst ja nicht am Dornsenberg.
Gern würde ich sie einmal sehen, mal über Deine Wiesen gehen!“
Dann kam ein furchtbar lautes „Ach, viel zu tief ist doch der Bach.
Wie soll ich denn nur zu Dir laufen, ich habe Angst ich muss ersaufen.“
Der andere rief zu ihm „Hast….Du nicht mal einen langen Ast?“
Ja, Äste lagen hier genug, doch was sollte dieser Spuk?
„Schieb den längsten mal hier drüber und dann komm ich zu Dir rüber.“
Gesagt, getan, bald war die Lücke zugebaut mit einer Brücke.
Wie leicht doch plötzlich alles war: Das Bein wurde heil dank Arnika
und es war auch ungelogen des andern Traurigkeit verflogen.
Später kam noch mancher Zwerg herab von einem andern Berg.
Als er das Glück hier unten sah, blieb er auch für immer da.
Jeder hat was mitgebracht, es wurde viel im Tal gelacht!

Heut‘ fragt man sich, wo sind sie nur, von ihnen fehlt doch jede Spur.
Doch auch heute noch, fällt mir grad ein, kann man sie hier sehen aus Stein.
Auf so manchem Blumenbeet einer noch von ihnen steht.
Mit einem Lachen im Gesicht, denn Traurigkeit gab’s damals nicht.
Und sie tun’s noch heut‘ uns kund: unsere Welt ist schön und bunt!

Petra Böttger

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Brief un liewen Gott (A Rühler Adventsgeschicht)

Ich wäiß neett, öäb die Geschicht öü kennt,
se hät sich so zugetrujen in Advent.
Ich lies se üch für, bie se mäi wuir erzaahlt;
Ich glei au, se es schonn ziemlich aalt.

In d‘r Ruhl, in Flöhgeasschen, laat eamao ea all Frau,
förr die woir’s Lawen nür nooch trist unn mau.
Örr Hüsschen un Erbstrom woir klein, faost niedlich.
die Zimmer dreenn warrn äng unn niedrig.
Grösser Lüt mutten’s Hait ienzieh unn sich böck,
öm sich kei Büllen ze holln un d’r Deack.
De Stuwwen laogk in ärschten Stook.
D’r Ofen dreenn neett reechtich zoogk.
Önger d’r Deacken warsch’s munchmao so voller Qualm,
daos so stounk, daoss‘s Gott erbarm.
Der Fußboden in Ärn woir mit Steinplatten bedockt,
ea Kealer drönger feahlt, wiel se kei Geald mähn hatt.
Vörrn Huis woir daod’rfür gegraowen ea Gaangk
direakt öngers Flöhgeasschen in dan schräjen Haangk.
In Ärn woir de Köchen, d’r Hoalzstaol unn ea klänner Verschloagk.
Dan Zweack von dan Stitzchen kun ich üch verraot.
Übber‘n Erbstrom hing‘s als „gewisser“ Ort.
Mutt d‘s Mötterchen dorthin, spült’s Wasser alles fort.
Schräj heenger d’r Gartentür stuhn un Haangk
ea preachticher Birnbaum, hoch unn schlaank..

Bann änner nun meint, daos Huis weer erfongen,
dann woir‘e noch neett in’s Flöhgeasschen gegangen.
Bear daomaols in de Flöhgass ging,
konnt‘s Hüsschen önger „Klei Eacken 23“ gefeeng.

Mit d‘n Finanzen von unsen Mötterchen warrsch schleacht bestaalt,
kurz gesujen, sü hatt kei Geald.
Sü bockelt sich aob joihrihn, joihruis,
troatz allem woir se arm bie ea Kirchenmuis.

Sü saoß in örrn Stüwwetchen, von Schicksaol gaanz kromm,
unn übberleat ungesträngt, bie se ze Geald könnt gekomm.
„Jao, jao“, meint se so vörr sich hin,
„daos warrn früher nooch Zieten, doch bu gingen die hin.
Allewie feahlt mäi‘s un allen Eacken,
ich bin völlig blank, eas es zum Verreacken.“
Dao kum ühr ea Gedaanken – o sapperlott -:
„Ich schrie ean Brief un liewen Gott.“

„Liwwer Herrgott, ich bin aalt unn arm,
ich wäiß nimmähn wüddersch, ich bitt öm Erbarm‘.
Uss Paosseltang schrie ich dan Brief bestömmt neett un dich,
ich wäiß sust kei anner Heellef mähn förr mich.
Bäi schüllichen Waater, daos eas mi Kummer,
hunn ich känn Maantel, ich kun bloos gejummer.
Unn ohne Maantel, daos wäißt dou öm beasten,
frier ich bie ea Töäpfer in minner Weasten.
Mie Geald daos es schonn widder all,
ich könn die Kränk gekrie eamball.
Milaat hunn ich geärwet‘ von früh bis spät,
troatzdan seetz ich hütt off stränger Diät.
Ich hunn nüscht ze bissen, unn daos eas doch arg,
drömm scheeck mäi un Christkeengchen doch schneall honnert Mark.“

Dear Brief kum in ean Ömschlaogk, wuir frankiert ganz schneall,
dann lief se un d‘n Briefkaosten off d’r Steall.
Dort staockt se‘n Brief nien, örr Hoffnungen miet.
Daos Mötterchen hat‘s nun reacht vill Niet.

Bie d’r Brieftreajer annerntaogks dan Brief hät gefongen,
unn die Adreass liest, hät‘e mit sich gerongen.
Hea wooßt im Moment neett, baos mit d‘n Brief weer ze machen.
„Un liewen Gott – daos eas jao zum Lachen!“
Dann aowwer fiel‘n ihn, baos hea könnt gemach,
unn schmeeß dan Brief bäi‘n Finanzamt ins Fach.

Dear ging dann mit d’r Rühler Bimmelbuhn
übber de Wuth noach Iesenach nun.
In‘s Finanzamt kume gläich un anneren Taogk,
dan zuständchen Beamten troaf bäinaoh d’r Schlaogk.

Wiel‘e nöügierich woir bie de all Fambachen,
nuhm‘e sich gläich für, dan Brief uf ze machen.
Daos maoicht‘e stante pede, si Auchen wuiren ganz groß,
unn‘e schuttelt si Hait, baos hea dao laos.

De Rühler sunn zwoirt übber Iesenach:
„De Ieseneacher Töpfeschisser konn’n alles gemach,
in de Ströümpf geschiss unn Worscht druis gemach.“
Dear Muun aowwer maoicht sinn Lüten nun alle Ehr
unn übberleat, bie dan Mötterchen ze heellefen weer.

Unn daos, öü konnt mäi geklei, daos woir kei Scherz,
eas gitt au bäi‘n Finanzamt nooch wealche mit Herz.

Hea daoicht sich, dear muss me heellef, daos es gewiss,
allein deassweajen schonn, wiel ball Christkeengchen es.
Förr ühn woir daos bie Hütsbrüh kloir,
au bann’s Mötterchen ea Rühler Schnäbuller woir.
Bann Henner unn Frieder daos heatten erlaat,
heatten se drüwwer örr Fröä gehaot.

Ühn kum so ea Gedaanken, unn dear woir bie von mäi,
daos könnt ea Heellef förr‘s Mötterchen säi.

Hea fing nun un, duirch de Büros ze wannern,
von änn sinner Kollegen bäi all die anneren.
Hea summelt flissich munch Mark und Pfänn
von d‘n Unfang von Finanzamt bis un’s Äng.

Daos Reseltaot sinner Summeläi woir leider ea wängk karg,
staott honnert hatte nür süwwezich Mark.

Daos Geald wuir dann unverwandt
un die arm Frau aobgesandt.

Die Fröä von unsen Mötterchen woir neett zu ermeassen,
daoss unse Herrgott sü neett hatt vergeassen.
Daos heatt se neachten nooch neett gedaoicht,
daoss ühr un Christkeengchen so ea Glöck wür gebraoicht.
Eas woir ühr nun möglich, ean Maantel ze käifen,
unn brucht in d‘r Köll nimmähn ohne ze laoufen.
Unn uss innerer Daankespflicht
hät se ean Brief un d‘n liewen Gott gericht.
Sü hatt ümmer fest off Gott vertraout,
drömm schreeb se dan Brief nooch un sealwen Aouwed:

„Förr die süwwezich Mark bedaank ich mich sehr;
dou häst mäi doamiet gehaolleffen sehr.
Doch bann ich dich widder öm ea wängk Geald söällt bitt,
dann scheeck‘s bitte übbers Finanzamt neett.
Die Loumpen hunn mäi, daos es neett gelojen,
von dan honnert Mark drissich aobgezojen.“

(Dessau-Roßlau, Christkeengchen 2017,
von Steins Herberten,
ean Jongen uss d’n Schwan off d’r Köhlerschgass)

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Arier für Deutschland

Er hasst in einem fort, bis das Gute fort ist aus diesem Ort.
Bis der Mann gegangen, der ein offenes Ohr und die Frau, die die Liebe beschwor.
Bis er leer ist, der große Platz, auf dem sich heben ließ so mancher Schatz.
Im Lachen mit jenem Fremden, der uns trug auf seinen Händen,
durch seine Zeit der Ewigkeit, durch seine Lieder der Seligkeit.
Im Weinen mit diesem Kind, das nicht wusste wo sie sind,
die Bilder aus seinen Träumen, von bunten Blumen und großen Bäumen.
Er bläst kalten Wind in ihre Nacken, bis sie fort sind die Kanaken.
Bis er allein ist mit seiner Gesinnung, das hebt den Arm und auch die Stimmung.
Dann holt er sich in einem fort, Kanaken an diesen, seinem Ort,
ihn zu bedienen und seine Kumpanen,
es ist vollbracht, das Reich der Ahnen.

Sigi Hofstein, 2018

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